Proteste gegen Rassismus – auch in Deutschland
Migration, Polizeikultur und Innere Sicherheit gehören zu den Forschungsschwerpunkten der Amerikanistin Dr. Georgiana Banita. Die wissenschaftliche Mitarbeiterin der Universität Bamberg ordnet die Proteste gegen Rassismus in den USA und in Deutschland aus kulturwissenschaftlicher Perspektive ein. „Alle paar Jahre entflammt in den USA die Debatte um Polizeigewalt und Rassismus“, sagt Georgiana Banita. „An den Missständen und der Diskriminierung gegen afroamerikanische Bürger ändert sich trotzdem nichts.“ Aktuelles Beispiel im Mai 2020: George Floyd, ein Afroamerikaner, wird in Minneapolis festgenommen und stirbt, weil ein Beamter ihm das Knie minutenlang auf den Hals drückt. Weltweit protestieren Menschen seitdem gegen Rassismus.
Rassenkonflikt in den USA spitzt sich zu
Die Wissenschaftlerin blickt auf die Situation in den USA: „Aufgrund der ohnehin destabilisierenden Polarisierung der amerikanischen Politik spitzt sich der Konflikt um rassistische Vorurteile und Diskriminierung noch weiter zu.“ Aktivisten der Bürgerrechtsbewegung „Black Lives Matter“ fordern immer drastischere Lösungen, etwa die Abschaffung der Polizei. US-Präsident Donald Trump dagegen plädiert für Ordnung, Sicherheit und geltendes Recht in einem vermeintlich anti-kriminellen Polizeistaat. „Realisierbar sind diese extremen Forderungen auf beiden Seiten nicht“, erklärt Georgiana Banita. „Stattdessen sind belastbare Allianzen gefragt zwischen politischen Lagern und unterschiedlichen ethnischen Gruppen, um strukturelle Diskriminierung durch konkrete Reformen nachhaltig abzubauen.“
Rassismus in Deutschland
Auch in Deutschland gibt es ein Rassismus-Problem. Georgiana Banita schildert, dass davon „insbesondere Afrodeutsche, aber auch Menschen mit Migrationshintergrund und anderer Ethnien betroffen sind. Wir dürfen nicht vergessen, dass deutsche Flüchtlingsunterkünfte unlängst in Brand gesetzt worden sind.“ Allerdings: „Deutschland wird nicht deutlich genug als Einwanderungsland definiert und wahrgenommen. So wird Rassismus tendenziell anderen Nationen zugeschrieben, die von Sklaverei und Kolonialismus geprägt wurden.“ Im Alltag sei die Bekämpfung von Rassismus eher Nebensache und werde sogar häufig als Gutmenschentum abgetan. Mit der Judenverfolgung und -ermordung im 20. Jahrhundert, an deren Aufarbeitung sich die deutsche Gesellschaft intensiv beteilige, werde der heutige Rassismus zu wenig in Verbindung gebracht.
Was Deutsche gegen Rassismus tun können
Tatsächlich kann jede und jeder Deutsche etwas gegen Rassismus tun, wie die Amerikanistin schildert: „Im Alltag kann man vor allem Verständigung anstreben und sich solidarisch zeigen, wenn man Zeuge einer rassistischen Tat oder Geste wird.“ Bei solchen Taten könne es sich um unbegründete Polizeikontrollen handeln oder um Personen, die Geflüchteten zurufen: „Deutschland den Deutschen”. „Diskriminierung ist gesetzlich verboten. Sollte ein solcher Fall vorliegen, muss er entsprechend gemeldet und geprüft werden“, sagt Georgiana Banita. „Man kann sich eine Welt ohne Rassismus vorstellen, das wäre ja schön und wünschenswert. In der Realität reicht es aber vollkommen, wenn Rassisten mit konkreten Konsequenzen für ihre Taten konfrontiert werden.“ Von der deutschen Politik wünscht sich die Wissenschaftlerin langfristig, sozioökonomische Ungleichheiten nachzuweisen und zu beseitigen. Viele Einwanderer hätten es verdient, aktiver am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben, indem sie etwa Ausbildungs- und Arbeitschancen bekommen.
Ein ausführliches Interview mit Georgiana Banita finden Sie unter: www.uni-bamberg.de/news/artikel/rassismus-polizeigewalt-interview-banita
Bild: Amerikanistin Georgiana Banita erforscht unter anderem Migration und Polizeikultur.(3.6 MB)
Quelle: Benjamin Herges/Universität Bamberg
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