Die Teilnehmer und Moderatoren der Podiumsdiskussion (v.l.n.r.): Franz Eibl, Ursula Sowa, André Haller, Mirjam Blaum, Armin Maus und Werner Hipelius (Fotos: Corinna Domnick und Lena Schumm).

Zur ersten von insgesamt drei Diskussionsrunden fanden sich nicht nur Studierende, sondern auch zahlreiche interessierte Gäste ein.

- Corinna Domnick und Lena Schumm

Politik und Kommunikation in Bamberg

Kontroverse Podiumsdiskussion in der Universität

Zu ungewöhnlich später Stunde füllte sich am Mittwochabend, 21. Januar, einer der Bamberger Hörsäle. Um 20 Uhr versammelten sich mit gespannter Miene Studierende und Lehrende der Universität sowie interessierte Bürger: Ein Bamberger Journalist, ein Pressesprecher und Vertreter der örtlichen Politik sollten zu ihrem gegenseitigen Verhältnis und ihren Kommunikationsstrategien befragt werden. Thema und Idee zu dieser Podiumsdiskussion entstanden im Hauptseminar „Kommunikationsraum Bamberg: Informationsangebote und Kommunikationsbeziehungen“, das Dr. Markus Behmer, Professor für Kommunikationswissenschaft mit dem Schwerpunkt empirische Kommunikatorforschung, in diesem Wintersemester 2009/2010 an der Universität Bamberg anbietet.

Auf dem Podium saßen Werner Hipelius (Bürgermeister der Stadt Bamberg), Ursula Sowa (stellv. GAL-Fraktionsvorsitzende im Bamberger Stadtrat), Armin Maus (Chefredakteur des Fränkischen Tags) und Dr. Franz Eibl (Pressesprecher der Stadt Bamberg). Nach einleitenden Worten und der Vorstellung der Diskussionsteilnehmer durch Markus Behmer, dem Initiator der Veranstaltung, übernahmen die Studenten Mirjam Blaum und André Haller die Moderation.

 Kritik am Zeitungsmonopol

Gleich zu Beginn der Diskussion wurde die Bedeutung des Fränkischen Tags für die lokale Politik deutlich, hier waren sich alle Akteure einig. Durchaus problematisch sah man allerdings das Monopol des Fränkischen Tags auf die lokale politische Berichterstattung. Auch der Chefredakteur des Fränkischen Tags, Armin Maus, ist sich der Gefahr der einseitigen Berichterstattung bewusst. Er betonte aber, dass im übrigen Verbreitungsgebiet des Fränkischen Tags durchaus eine starke Blattkonkurrenz herrsche, die die Journalisten fordere und auch in Bamberg eine differenzierte Berichterstattung fördere.

Verbesserungspotenzial

Auf der Wunschliste der Politiker an den Fränkischen Tag standen wenige, aber deutliche Worte. Bürgermeister Hipelius wünschte sich als Kulturreferent der Stadt eine stärkere Vertretung der Kulturschaffenden in der Zeitung. Ursula Sowa, Vertreterin der Opposition im Stadtrat, beklagte die Übervorteilung einzelner Parteien und forderte eine ausgewogenere Berichterstattung. Hier geriet Armin Maus in die Defensive. Es seien nicht Parteien, die benachteiligt würden, vielmehr einzelne Themen, die polarisieren, erklärte der Chefredakteur. Er gestand aber ein, dass auch Journalisten Menschen seien, die ihre Empfindungen nicht ausschalten können, trotz aller Bemühungen um Objektivität. „Wenn Journalisten Fehler machen, steht es am nächsten Tag eben in der Zeitung“, so sein Fazit zu diesem Thema.

„Mehr Lokaljournalismus“

Von mehreren Seiten kam der Ruf nach mehr Lokaljournalismus im Fränkischen Tag. Mehr Personal in der Lokalredaktion und mehr Berichterstattung forderte Ursula Sowa. „In der Stärkung des Lokalteils, des ‚vor Ort-Seins‘, liegt die Zukunft der Regionalzeitungen“, fand auch Pressesprecher Dr. Franz Eibl. Denn gerade dort läge ihre Kernkompetenz, an dieser Stelle könne sie gegenüber anderen Medien punkten.

Insgesamt zeigten sich die Podiumsteilnehmer aber versöhnlich mit Bambergs einziger Tageszeitung. „Allein die Tatsache, dass der Fränkische Tag nicht immer schreibt, was wir wollen, zeigt schon, dass er gut ist“, so Bürgermeister Werner Hipelius. Auch Franz Eibl weiß, dass der Leser keinen „Wohlfühl-Journalismus“ will und kritische Töne durchaus erwünscht sind.

Fehlende Nähe zu Studierenden

Am interessantesten für das studentische Publikum war sicher die Frage aus dem Plenum über das Verhältnis des Fränkischen Tags und der Lokalspitze zu der Bamberger Studentenschaft. Werner Hipelius musste hier eingestehen, dass oft die Nähe zu den Studierenden fehle. „Es gibt viel zu wenige direkte Beziehungen in diesem Bereich, Kommunikation findet lediglich mit der Universitätsleitung statt“, gab er freimütig zu. An einer Änderung dieser Situation zeigte er sich sehr interessiert, aber auch ratlos: „Wir wissen leider auch nicht genau, wie man das ändern kann. Vorschläge sind gern gesehen.“

Auch Chefredakteur Armin Maus ist sich dieses Problems bewusst. Mit einer noch jungen Kooperation des Fränkischen Tags mit der Studentenzeitung „Ottfried“ will er Abhilfe schaffen. Über die zusätzliche studentische Perspektive möchte Maus einerseits den Lesern des Fränkischen Tags diesen wichtigen Teil ihrer Stadt näher bringen, andererseits aber auch die Studierenden an lokale Themen heranziehen.

Die Podiumsdiskussion „Politik und Kommunikation in Bamberg“ bildet den Auftakt einer Veranstaltungsreihe zum Thema „Kommunikationsraum Bamberg“. Zwei weitere Diskussionsrunden mit Vertretern der Bamberger Kulturszene und des Bamberger Sportlebens finden am Mittwoch, 27. Januar und voraussichtlich am Donnerstag, 4. Februar, statt - wiederum um 20 Uhr An der Universität 5 im Raum 122.

Gäste sind auch hier herzlich willkommen, der Eintritt ist frei.