Prüfung geschafft! Matthias Walther (Mitte) mit seinen Betreuerinnen Ulrike Mayrhofer (li.) und Maike Andresen (re.) und der Prüfungskommission Jean-Francois Chanlat (außen li.), Alain Roger (li.), Wenzel Matiaske (re.), Björn Ivens (außen re.) (Foto: privat)

Doktortitel grenzübergreifend erwerben

Zwei Cotutelle-Promotionen im November erfolgreich abgeschlossen

„Hätte ich noch einmal die Wahl, so würde ich wieder die Cotutelle als Promotionsart wählen“, resümiert Dr. Matthias Walther über seine Zeit als Doktorand. Am 4. November 2013 wurde Walther erfolgreich promoviert und bekam für seine Doktorarbeit die Bewertung „Magna cum laude“. Seine Dissertation „Careers Upon Repatriation – Comparing the Re-entry into the German und French Labor Markets Based on Bourdieu’s Theory of Practice“ verfasste er unter der Betreuung von Prof. Dr. Maike Andresen vom Lehrstuhl für BWL, insbesondere Personalmanagement an der Universität Bamberg und Prof. Dr. Ulrike Mayrhofer von der Université Lyon III. Hierbei befasste sich Walther mit der Wiedereingliederung von Arbeitnehmern in Deutschland und Frankreich, die zuvor als sogenannte Expatriates im Ausland gearbeitet hatten. Walther ist der erste Doktorand an der Fakultät Sozial- und Wirtschaftswissenschaften, der eine sogenannte Cotutelle-Promotion – eine Promotion mit binationaler Betreuung – abgeschlossen hat. „Mein deutsch-französischer familiärer Hintergrund und mein deutsch-französisches Doppeldiplomstudium in Bamberg und Montpellier waren unter anderem Gründe, dass ich mich für eine deutsch-französische Promotion entschieden habe“, so Walther.

Auch Dr. Sven Ködel hat seine Promotion im Cotutelle-Verfahren erfolgreich abgeschlossen. Am 19. November 2013 verteidigte er seine Arbeit zum Thema „Die Enquête Coquebert de Montbret (1806-1812) über die Sprachen und Dialekte Frankreichs“ und erhielt dafür die Bewertung  „Summa cum laude“. In seiner Doktorarbeit behandelt er eine Sprachen- und Dialekterhebung, die im napoleonischen Kaiserreich zwischen 1806 und 1812 durchgeführt wurde. Hierfür forschte Ködel in Bamberg am Lehrstuhl für Romanische Sprachwissenschaft bei Prof. Dr. Martin Haase, und an der Université de Paris 7 – Denis Diderot im Fachbereich Geschichte bei Prof. Dr. Marie-Noelle Bourguet. Er hatte zuvor bereits mehrere Praktika, unter anderem im Europaausschuss der französischen Nationalversammlung, und ein Erasmusjahr in Paris absolviert. Für das Thema, das mit intensiver Quellenforschung in Frankreich verbunden war, bot sich die Cotutelle-Promotion geradezu an, erklärt Ködel seine Wahl für diese Promotionsart.

Betreuung in Bamberg und im Ausland

Matthias Walther und Sven Ködel hatten für ihre binationale Doppelpromotion französische Universitäten gewählt. Das Cotutelle-Verfahren bezieht sich allerdings nicht nur auf Hochschulpartnerschaften mit Frankreich. Im Prinzip könne man mit jeder ausländischen Partnerhochschule eine Doppelpromotion angehen, so Marco Mora vom Promotionsbüro der Fakultäten Geistes- und Kulturwissenschaften und Humanwissenschaften. „Es gibt Promotionen, deren Hauptverfahren an der Universität Bamberg laufen – dann wird dort die mündliche Prüfung, also die Disputation oder das Rigorosum, abgelegt und die Dissertation ausgelegt. Oder es gibt Promotionsverfahren, an denen die Universität Bamberg in Form eines Gutachters nur beteiligt ist“, erläutert Mora die Möglichkeiten einer Doppelpromotion in Bamberg.

Dass gleich zwei Cotutelle-Verfahren an der Universität Bamberg in einem Monat abgeschlossen wurden, ist etwas Besonderes und zeigt, wie internationale Kooperationen immer mehr Eingang in die universitäre Forschung finden. Zuvor gab es bereits eine abgeschlossene Cotutelle-Promotion mit Bamberger Hauptverfahren an der Fakultät für Wirtschaftsinformatik und Angewandte Informatik im Wintersemester 2007/08.

Andere Länder, andere Sitten…

Das Cotutelle-Promotionsverfahren ist auch organisatorisch und strukturell etwas Besonderes: Cotutelle-Verträge werden zwischen den Lehrstühlen und Universitäten individuell gestaltet, um den unterschiedlichen Promotionsordnungen gerecht zu werden und sicherzustellen, dass von beiden Universitäten die jeweiligen Studienzeugnisse anerkannt werden. Martin Haase meint dazu: „Es gibt unterschiedliche Anforderungen. In Deutschland schreibt man beispielsweise das Protokoll der mündlichen Prüfung in Stichpunkten, in Frankreich ausformuliert. Und auch sonst sollte man eine Cotutelle-Promotion vom Aufwand her nicht unterschätzen.“

Bereicherung

Trotz des Mehraufwands hat sich sowohl im Falle von Matthias Walther als auch von Sven Ködel der Weg des Cotutelle-Verfahrens gelohnt. Maike Andresen, die Doktormutter von Matthias Walther, fand besonders die internationale Promotionsbetreuung bereichernd: „Vor allem der Kontakt zu den ausländischen Kollegen war erfreulich.“ Auch Ködels Doktorvater Martin Haase erlebte die internationale Zusammenarbeit und die neuen Kontakte als sehr positiv, und ist voll des Lobes für die Arbeit seines Doktoranden: „Sven Ködel ist es gelungen, eine Arbeit von europäischem Rang zu schreiben, für die sich der Aufwand des Cotutelle-Verfahrens wirklich gelohnt hat.“ Der frisch gebackene Doktor findet, dass gerade durch das Cotutelle-Verfahren seine Dissertation besonders gut werden konnte, nicht zuletzt durch die Kontakte und das zweisprachige Forschen in unterschiedlichen Disziplinen. Auch Walther sieht eindeutige Vorteile: Wie Ködel musste er ebenfalls zweisprachig wissenschaftlich arbeiten und konnte im Zuge dessen an Konferenzen teilnehmen und die unterschiedlichen Wissenschaftssysteme beider Länder kennenlernen.

Mit der Cotutelle-Promotion haben die Absolventen nun gleich zwei Abschlüsse in der Tasche – aber keinen doppelten Doktortitel. Beide frisch gebackenen Doktoren müssen ihre Doktorarbeiten nun noch veröffentlichen und sind mit Verlagen im Gespräch. Erst dann bekommen sie ihre Urkunden ausgehändigt.
Vielleicht dienen diese Promotionen ja als Vorbilder für weitere Interessenten, die sich an eine binationale Promotion herantrauen wollen. An der Fakultät Sowi sind die Verantwortlichen zuversichtlich: „Diese erfolgreiche Promotion hat für die BWL auf jeden Fall eine richtungsweisende Bedeutung“, so Prof. Dr. Björn Ivens, der Vorsitzende der Prüfungskommission von Matthias Walther.

Hinweis

Diesen Text verfasste Freyja Ebner für die Pressestelle der Universität Bamberg. Er steht Journalistinnen und Journalisten zur freien Verfügung.

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