Robert Hellmich befreit einen Schädel von Erdresten (Fotos: Pressestelle des Ordinariats/Hendrik Steffens)

Eike Michl weist...

...auf einen der gefundenen Schädel.

Archäologe Robert Hellmich bei der Arbeit.

„Domkranz gibt Geheimnisse preis“

Archäologen der Universität Bamberg stoßen bei Bauarbeiten am Dom auf Gräber aus dem Mittelalter

Mit einem feinen Pinsel befreit Robert Hellmich derzeit braungelbe Totenköpfe von Bodenresten. In einem Radius von wenigen Metern liegt gut ein Dutzend teils vollständig erhaltener menschlicher Skelette aus dem 13. und 14. Jahrhundert. Gefunden wurden sie ganz zufällig. Bei Sanierungsarbeiten an Abwasserrohren an der Ostseite des Doms.

Mitte September begann die Grabung - eigentlich um der Feuchtigkeit an den Wänden der Ostkrypta des Doms auf den Grund zu gehen. Weil der Dom nicht irgendein Bauwerk ist und zudem unter Denkmalschutz steht, musste die Arbeit von Archäologen begleitet werden. Das zuständige Staatliche Bauamt Bamberg wandte sich für fachkundige Unterstützung an die Uni Bamberg, und zwar an den Lehrstuhl für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit. „Die Anfrage haben wir gern angenommen. So konnten wir die Ausgrabungsstelle nutzen, um unsere Studierenden an die Praxis heranzuführen“, sagt Eike Michl, Archäologie-Lehrbeauftragter der Uni Bamberg und Ausgrabungsleiter.

Domkranz diente als Friedhof

Schon knapp unterhalb der heutigen Oberfläche stieß die erste Schaufel auf Knochen statt Erde. Mehr als zehn Skelette kamen zum Vorschein. Damit änderte sich das Vorgehen auf der Baustelle. „Ich muss betonen, dass das hier keine archäologische Forschungsgrabung ist, sondern eine baubegleitende Untersuchung zur Sanierung der Rohre“, sagt Michl. Doch seit dem Skelettfund wird vorsichtiger freigelegt. Nicht mehr mit Spaten, sondern Kellen und feinerem Instrument. Wo sich vorher Studenten und Bauarbeiter drängten, huschen jetzt nur noch die beiden Archäologen Hellmich und Michl durch die Grube – damit nichts beschädigt wird. Im Eingang des stabilen und wetterfesten Verbaus der Dombauhütte staunen täglich Touristen über die Entdeckung. Die überraschende Erkenntnis: Früher diente der Domkranz als Friedhof.

Auch Domkapitular Norbert Jung besuchte, gemeinsam mit den Mitgliedern der Ordinariatskonferenz, die Ausgrabung am Ostchor des Gotteshauses und informierte sich über die Fortschritte der Archäologen. „Diese ist eine der wenigen Stellen, an der man möglicherweise Aufschluss erhält über die Geschichte des Domberges aus der Zeit, bevor der Dom gebaut wurde“, sagt Jung. Der Domkranz halte trotz oder gerade wegen seines ehrwürdigen Alters noch manche Überraschung bereit und sei offenbar wesentlich älter als bisher angenommen. Das Bamberger Erzbistum als Hausherr, das Staatliche Bauamt Bamberg und das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege unterstützen die archäologischen Arbeiten.

Funde aus dem späten Mittelalter

Die bisher gefundenen Skelette sind zwar noch nicht genau datiert – hierfür bedarf es spezieller Laboruntersuchungen. Grabungsleiter Eike Michl vermutet aber, dass die Skelette aus dem 13. oder 14. Jahrhundert, also dem späten Mittelalter, stammen. Zu dieser Annahme brachten ihn Keramikfunde, also Scherben von Gefäßen. „Anhand der Muster, Ränder und Formen kann man Trends identifizieren, die zu bestimmten Zeiten vorherrschten“, sagt Michl. Mit einem so genannten Suchschnitt dringen die Archäologen vorsichtig ins Erdreich vor, um Proben zu nehmen und weitere mögliche Funde zu lokalisieren.

Dabei wird jeder Fortschritt dokumentiert: Neben Schaufeln, Schabern, Pinseln und feinen Bürsten finden sich Kamera, Laptop und modernes Vermessungsgerät an der Fundstelle. Daten, Zahlen und Fotos werden täglich gesichert. Sogar ein dreidimensionales Bild des freigelegten Friedhofs wurde mit einem 3D-Scanner der Professur für Restaurierungswissenschaften der Universität Bamberg konstruiert. Nach derzeitiger Planung wird die Grabung voraussichtlich Mitte November abgeschlossen.

Hinweis

Dieser Pressetext verfasste Hendrik Steffens für die Pressestelle des Erzbistums Bamberg. Er steht Journalistinnen und Journalisten zur freien Verfügung.
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