Die General Assembly Hall der Vereinten Nationen in New York (Foto: Basil D Soufi/wikimedia/cc-by-sa)

2014 vertritt die Bamberger NMUN-Delegation die USA: Bei der Berlin-Exkursion stattete sie der US-Botschaft einen Besuch ab. (Fotos: Friederike Kunkel)

Christian Graf, Cornelia Quader und Tobias Heid sind überzeugt: Die Teilnahme an NMUN bringt sie sowohl fachlich als auch persönlich weiter. (Foto: Andrea Lösel)

Unterwegs auf diplomatischem Parkett

Bamberger Studierende vertreten bei National Model United Nations die USA

Unter dem schwarzen Kuppeldach erstrecken sich lange Reihen von Tischen. Vorne ist das UN-Emblem montiert – eine Erdkugel umrahmt von zwei Olivenzweigen. Die General Assembly Hall der Vereinten Nationen (UN) in New York bietet einen beeindruckenden Anblick. Wo sonst die Vertreter der 193 Mitgliedsstaaten Platz nehmen, werden Mitte April 20 Bamberger Studierende sitzen – als Teilnehmer an der Konferenzsimulation NMUN.

Seit 1946 haben Studierende aus aller Welt einmal im Jahr die Gelegenheit, die Arbeit der Vereinten Nationen hautnah kennenzulernen, in die Rolle von Delegierten zu schlüpfen und in verschiedenen Gremien Resolutionen auszuhandeln. Über 5000 Studierende von rund 150 Universitäten beteiligen sich jedes Jahr. Seit 2003 ist auch die Otto-Friedrich-Universität Bamberg mit einer eigenen Delegation dabei. Schirmherr des Projekts ist Prof. Dr. Thomas Gehring, Inhaber des Lehrstuhls für Internationale Beziehungen.

Hervorragende Leistungen in den Vorjahren

„Jede Gruppe von studentischen Delegierten vertritt die Interessen eines Landes“, erklärt Tobias Heid, Head Delegate der diesjährigen Bamberger Delegation. 2013 bekamen die Bamberger Marokko zugeteilt, in den Jahren zuvor Guatemala, Bahrain und Nicaragua. „Alles eher kleine Länder mit relativ wenig Einfluss in den Vereinten Nationen“, resümiert Teilnehmerin Cornelia Quader. Dennoch gelang es der Bamberger Delegation, in New York aus der Masse hervorzustechen. Für ihre gute Arbeit erhielt sie zahlreichen Awards. Insbesondere ihre Position Papers und ihre Verhandlungsstrategien wurden vielfach ausgezeichnet.

Bamberg und Erfurt vertreten die USA

Im Jahr 2014 vertritt die Universität Bamberg gemeinsam mit der Universität Erfurt die USA. „Damit hat keiner gerechnet“, so Teilnehmer Christian Graf. Kein Wunder, in den Vorjahren blieb das einflussreichste Land in den UN-Gremien zumeist den Delegationen US-amerikanischer Eliteuniversitäten vorbehalten. Doch offenbar überzeugten die bisherigen soliden Leistungen der Bamberger Delegation das Auswahlkomitee. Die diesjährigen Teilnehmer blicken mit Spannung und auch ein wenig Nervosität auf das fünftägige Simulationsspiel in New York. „Die USA sind in fast allen Gremien präsent – da werden viele Augen auf uns gerichtet sein“, so Cornelia.

Intensive Vorbereitung

Die Teilnahme an MNUN setzt umfangreiche Vorbereitung voraus. In einem Projektseminar erhalten die Bamberger Delegierten eine fundierte wissenschaftliche Vorbereitung zur Arbeit der Vereinten Nationen. „Wir setzten uns mit der Funktionsweise der UN, ihren Organen und wichtigen Personen auseinander“, berichtet Cornelia. Außerdem bekommen sie Unterstützung durch eine Gruppe von Tutoren. Dabei handelt es sich um Bamberger Studierende, die in den Vorjahren an NMUN teilgenommen haben und nun ihr Know-how an die diesjährige Delegation weitergeben. Unter ihrer Anleitung erarbeiten sich die Teilnehmer einen umfassenden Überblick über ihr Mitgliedsland. Sie lernen die wichtigsten Verhandlungsregeln, um in New York ihr Land angemessen vertreten zu können.

Vor allem geht es jedoch um „Learning by Doing“: Im Tutorium halten die Studierenden Reden, verhandeln und debattieren. Schließlich sind alle 20 der Bamberger Delegierten zum ersten Mal bei MNUN dabei. „An anderen Universitäten gibt es Studierende, die jedes Jahr wieder am Simulationsspiel teilnehmen“, so Tobias. Das Bamberger Modell hingegen sieht eine wiederholte Teilnahme nicht vor. „Alle Studierenden sollen die Möglichkeit erhalten, dabei sein zu können.“

Auch steht das Projekt nicht nur Studierenden der Politikwissenschaft offen. Cornelia studiert Kommunikationswissenschaft und Anglistik. Psychologie-, Wirtschaftswissenschaften- und Lehramtsstudierende gehören ebenfalls der diesjährigen Delegation an. Im Frühjahr 2014 startet die nächste Bewerbungsrunde. „NMUN ist kein Eliteprojekt“, hebt Tobias hervor. „Noten spielen keine Rolle, viel wichtiger ist die Bereitschaft, sich zu engagieren.“

Feuerprobe bestanden

Ihre erste Bestandsprobe als Delegierte haben die Bamberger schon hinter sich. Anfang Dezember nahmen sie am Bamberger Model United Nations (BaMUN) in Bad Kissingen teil, einer Art Probe-Simulation in kleinem Rahmen. Gemeinsam mit den Delegationen aus Erfurt, Erlangen und Coburg bereiteten sie sich dort auf ihren großen Auftritt in New York vor. „Jeder hat alleine ein Land vertreten, Position Papers geschrieben und Resolutionen entworfen“, erklärt Christian. Er selbst vertrat in diesem Rahmen das Land Israel in der Vollversammlung. Rückblickend ist er vollauf zufrieden mit dem Verlauf der Probekonferenz und seinen ersten Gehversuchen als Diplomat: „Mir ist es gelungen, gemeinsam mit dem Libanon eine Resolution zu erarbeiten.“

Selbstverantwortung großgeschrieben

Die praktische Komponente der NMUN-Teilnahme ist ganz den Studierenden überlassen. Tobias organisierte im Vorfeld eine Berlin-Exkursion für die gesamte Delegation. Christian und Cornelia sind für die Pressearbeit verantwortlich. Ein weiteres Team betreut die Homepage. Und auch die Akquise von Sponsoren übernehmen die Studierenden selbst. Der Erfolg der Delegation hängt somit hauptsächlich vom Engagement und der Eigenverantwortung der Studierenden ab. Doch die Teilnahme zahlt sich aus, darin stimmen Tobias, Christian und Cornelia überein. Sie haben sich in den letzten Monaten praxisnah mit Weltpolitik auseinandergesetzt, Gelegenheiten erhalten, sich auszuprobieren, und sind dabei als Team zusammengewachsen. Dass sie für die Teilnahme am Planspiel auch ECTS-Punkte bekommen, ist dabei nur ein zusätzlicher Pluspunkt.

Hinweis

Diesen Text verfasste Andrea Lösel für die Pressestelle der Universität Bamberg. Er steht Journalistinnen und Journalisten zur freien Verfügung.

Bei Fragen oder Bilderwünschen kontaktieren Sie die Pressestelle bitte unter der Mailadresse medien(at)uni-bamberg.de Tel: 0951-863 1023.