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Konflikte gibt es überall, auch an der Universität.

Andrea Lösel/Universität Bamberg

Mitglieder der Konfliktkommission bei der Arbeit (v.l.: Johannes Schmidt, Roxane Haag-Higuchi, Ute Schmid)

„Erwartungen klar artikulieren“

Kommission unterstützt wissenschaftlich Tätige bei der Lösung von Konflikten

Überall, wo Menschen miteinander agieren, entstehen Reibungspunkte. Auch an Universitäten gibt es Spannungen und Auseinandersetzungen, zum Beispiel zwischen wissenschaftlich Beschäftigten. Diese zu moderieren, ist Ziel der Konfliktkommission der Otto-Friedrich-Universität Bamberg.

Im Jahr 2007 beriet sich die Bamberger Universitätsleitung mit weiteren bayerischen Hochschulen über die Einrichtung von Konfliktkommissionen. Sie sollen Universitätspersonal darin unterstützen, möglichst frühzeitig zu einer freiwilligen, gütlichen und einvernehmlichen Behebung von zwischenmenschlichen Konflikten am Arbeitsplatz zu gelangen. „Wir sind ganz bewusst eine Laienkommission“, betont Informatikprofessorin Dr. Ute Schmid, Vorsitzende der Bamberger Konfliktkommission. Jeweils drei Vertreterinnen und Vertreter aus der Professorenschaft und dem Mittelbau aller vier Fakultäten gehören der Kommission an. Für eine Amtszeit von zwei Jahren werden diese von der Universitätsleitung bestellt. Wer Unterstützung sucht, kann eine Ansprechperson unter den Kommissionsmitgliedern frei wählen. Die Kommission verfügt über keinerlei Sanktionsmöglichkeiten, sondern moderiert und unterstützt bei Gesprächen.

Bedarf nach Unterstützung Dritter

„Die meisten Anfragen erreichen uns von wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und betreffen das Verhältnis zwischen ihnen und Professorin oder Professor“, erläutert Schmid. Doch wie sieht es generell mit der Resonanz auf die Kommission aus? Kommissionsmitglied und Psychologieprofessor Dr. Michael Hock führte im Sommersemester 2014 eine Umfrage durch. Insgesamt 224 wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nahmen an der Umfrage teil. Dabei kam heraus: Nur wenige, rund 37 Prozent, kennen die Konfliktkommission und ihre Aufgaben. „Dabei wünschen sich viele Unterstützung durch Dritte“, betont Hock. Über 20 Prozent der Befragten waren in den vorausgehenden 12 Monaten in einen Konflikt involviert, bei dem externe Unterstützung zweckmäßig gewesen wäre – knapp 7 Prozent sprechen gar von einem schwerwiegenden Konflikt.

Besonderes Abhängigkeitsverhältnis in der Promotion

Diese Notlagen, mit denen sich die Kommission beschäftigt, ergeben sich aus einem Arbeitsverhältnis, das besondere Rahmenbedingungen aufweist. Die oder der Dienstvorgesetzte ist zugleich die Person, die die Dissertation oder Habilitationsschrift der Mitarbeiterin oder des Mitarbeiters maßgeblich betreut und später bewertet. Die Promotionsordnung regelt dabei meist nicht, wie viel Zeit sich Betreuende für ihre Doktoranden nehmen sollten und was die Betreuung inhaltlich leisten muss. „Hier ist es wichtig, dass Erwartungen von beiden Seiten klar kommuniziert werden“, stellt Schmid heraus. „Im Universitätsalltag bleiben viele Erwartungen – sowohl von Seiten der Dienstvorgesetzten als auch von Seiten der Doktoranden – oft implizit. So etwa, wenn Professorinnen und Professoren tägliche Anwesenheit oder die Teilnahme am wöchentlichen Kolloquium als selbstverständlich voraussetzen, eine Doktorandin oder ein Doktorand dies von sich aus aber nicht umsetzt. „Umgekehrt ist es oft der unausgesprochene Wunsch von Promovierenden, besser betreut zu werden“, schildert Schmid ihre Eindrücke. In diesem Bereich könne die Konfliktkommission oft schon durch Begleitung von Gesprächen zu einvernehmlichen Lösungen verhelfen.

Insgesamt, resümiert Schmid, seien schwerwiegende Konflikte, die zu starken psychischen Belastungen von wissenschaftlichen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen führen, selten. Um die Anzahl von Konfliktfällen noch weiter zu reduzieren, gibt sie allen Beteiligten vor allem einen Rat: „Der akademische Mittelbau, aber auch Professorinnen und Professoren sollten sich nicht erst an die Kommission wenden, wenn der Konflikt bereits eskaliert ist, sondern möglichst früh das Gespräch suchen, wenn eine moderierte Aussprache noch konstruktiv umgesetzt werden kann.“

Welche weiteren Problemfelder die Konfliktkommission bei ihrer Arbeit beschäftigen und welche Empfehlungen sie Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern geben, lesen Sie in der aktuellen Ausgabe 2/2014 von uni.kat.

Hinweis

Diesen Pressetext verfasste Andrea Lösel für die Pressestelle der Universität Bamberg. Er kann für redaktionelle Zwecke verwendet werden.

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