Tagung 2015

Unter dem Titel „Kompetent konfessionell kooperieren – Neue Perspektiven für den Religionsunterricht in Bayern“ fand am 25. Februar 2015 im Bistumshaus St. Otto in Bamberg eine wissenschaftliche Tagung statt. Die von Prof. Dr. Konstantin Lindner (Lehrstuhl für Religionspädagogik und Didaktik des Religionsunterrichts am Institut für Katholische Theologie) und Prof. Dr. Henrik Simojoki (Lehrstuhl für Evangelische Theologie mit Schwerpunkt Religionspädagogik und Didaktik des Religionsunterrichts) gemeinsam organisierte und verantwortete Veranstaltung verfolgte das Ziel, Perspektiven einer intensivierten konfessionellen Zusammenarbeit im Religionsunterricht zu entwerfen und am Beispiel der Lehrer/innen-Professionalisierung zu konkretisieren. Sie war mit über 80 Teilnehmer/innen – darunter Professoren, Vertreter/innen beider Kirchen, Lehrkräfte, wissenschaftliche Mitarbeiter/innen, Studierende und sogar zwei Schüler – erfreulich gut besucht (Impressionen vgl. unten).

Im Eröffnungsvortrag „Kompetent konfessionell kooperieren – was heißt das und was braucht es dazu?“ wurden von den Bamberger Professoren Lindner und Simojoki zunächst Anliegen sowie Begründung konfessioneller Kooperation im Religionsunterricht dargelegt, sodann Chancen einer intensivierten konfessionellen Zusammenarbeit für den bayerischen Kontext aufgezeigt und die Ergebnisse der „Bamberger Forschungswerkstatt konfessionelle Kooperation“ vorgestellt. In letzterem, seit einigen Semestern an der Universität Bamberg angebotenen Intensivseminar planen Studierende beider Konfessionen gemeinsam Unterrichtssequenzen, die an Bamberger Kooperationsschulen – von Grundschule über Wirtschaftsschule bis hin zum Gymnasium – durchgeführt und evaluiert werden. Ein spezieller Fokus des Eröffnungsvortrags lag auf den für konfessionelle Kooperation notwendigen Kompetenzen, die – unter dem Oberbegriff einer „ökumenischen Differenzkompetenz“ – näher beleuchtet und auf den Religionsunterricht hin konkretisiert wurden.

Ein Höhepunkt der Tagung war der Vortrag des Tübinger Religionspädagogen Prof. Dr. Friedrich Schweitzer zum Thema „Wie erfahren Lehrerinnen und Lehrer den konfessionell-kooperativen Religionsunterricht? Empirische Befunde und Perspektiven“. Ausgehend von empirisch gewonnenen Befragungsergebnissen zu den Erfahrungen, die Lehrer/innen in Baden-Württemberg bereits seit etlichen Jahren mit konfessioneller Kooperation gemacht hatten, zeigte Schweitzer Probleme, Chancen und Herausforderungen dieser Arbeitsweise auf. Arbeitskreise geben den Teilnehmer/innen die Möglichkeit, einzelne Aspekte der Vorträge vertieft zu diskutieren und perspektivisch weiterzudenken sowie eigene Erfahrungen bezüglich konfessioneller Zusammenarbeit im Religionsunterricht auszutauschen.

Nach der Mittagspause referierten Prof. Dr. Lindner und Prof. Dr. Simojoki Überlegungen der leider erkrankten Freiburger Theologin Prof. Dr. Sabine Pemsel-Maier (Pädagogische Hochschule Freiburg i. Br.)  zum Thema: „Wie können Kompetenzen konfessioneller Kooperation erworben werden? Erfahrungen und Anstöße der Lehrer/innenbildung“. Neben den Ergebnissen aus einem empirisch evaluierten Lehrprojekt wurden dabei auch Anregungen für eine konfessionell-kooperative (Hochschul-)Didaktik vorgestellt.

Ein weiteres Highlight der Tagung waren die Statements der beiden  Kirchenvertreter und der Leiter der jeweiligen Religionspädagogischen Zentren für Lehrer/innenbildung in Bayern. Zunächst stellten Dr. Margaretha Hackermeier (Katholisches Büro Bayern) und Päd. Dir. Eckard Landsberger (Landeskirchenamt der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern) die Positionen der Kirchen im Hinblick auf konfessionelle Kooperation dar. Die Stellungnahmen sensibilisierten für Herausforderungen, die noch bewältigt werden müssen. Vor allem aber enthielten sie – in unterschiedlicher Gewichtung – weitreichende und auch erfreulich konkrete Perspektiven für eine stärker kooperative Weiterentwicklung des konfessionellen Religionsunterrichts. Die Direktoren der beiden kirchlichen Zentren für Lehrer/innenbildung Dr. Ferdinand Herget (RPZ München) und Klaus Buhl (RPZ Heilsbronn) erläuterten bisher bestehende Angebote und zukünftige Planungen im Sinne der Tagungsthematik. Sie waren sich einig, dass konkrete Schritte nötig sind, um konfessionelle Zusammenarbeit in der Praxis nachhaltig und übergreifend zu verankern. So setzten sich beide zum Ziel, das Fortbildungsangebot im Blick auf konfessionelle Kooperation (KoKo) im Religionsunterricht in der Lehrer/innenbildung auszubauen und verstärkt publik zu machen.

Abgerundet wurde die „KoKo-Tagung“ durch eine Podiumsdiskussion. Zusammen mit den beiden Kirchenvertretern diskutierten auch StRin Pia Kestel (Clavius-Gymnasium Bamberg) sowie Prof. Dr. Manfred L. Pirner, Lehrstuhlinhaber für Religionspädagogik und Didaktik des evangelischen Religionsunterrichts an der Universität in Erlangen-Nürnberg, die „KoKo“-Idee und stellten sich den Fragen des Plenums.

Insgesamt trug die Veranstaltung dazu bei, die Notwendigkeit einer stärker konfessionell-kooperativen Ausrichtung des Religionsunterrichts und der Lehrer/innenbildung in Bayern zu plausibilisieren. Darüber hinaus wurden didaktische Perspektiven für eine Realisierung dieser Option eingebracht; offenbar besteht der größte Handlungs- und Reflexionsbedarf gerade auf diesem Gebiet. So kann die Tagung als für den bayerischen Kontext richtungsweisender Schritt hin zu einem offenen und wertschätzenden Umgang miteinander und als Ermutigung für eine zeitgemäße Gestaltung des Religionsunterrichts gelten; ganz im Sinne des von den beiden Veranstaltern ausgewiesenen Ziels, in solchen Unterrichtsprozessen Gemeinsamkeiten zu stärken, Unterschieden gerecht zu werden und – worauf es auch ankommt – Besonderes zu bergen.

Hinweis

Diesen Text verfassten Adriane Dörnhöfer und Manja Leisner. Er steht Journalistinnen und Journalisten zur freien Verfügung.

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