Exkursion des Instituts für Katholische Theologie nach Berlin

Zweitägige Exkursion von 30 Studierenden und den Professoren und wissenschaftlichen MitarbeiterInnen des Instituts unter dem Thema »Religion und Politik«

Vielfältige theologische und politische Fragen standen im Mittelpunkt der Institutsexkursion nach Berlin vom 23.-24.09.2014. Das Thema »Religion und Politik« wurde in den drei Arbeitseinheiten(756.0 KB, 1 Seite) (I) historische Verortung von Politik und Religion, (II) Religion und Politik im bundespolitischen Alltag und (III) der mediale Blick auf Religion und Politik vertieft.

In der ersten Arbeitseinheit wurden zwei alternative Führungen auf der Berliner Museumsinsel angeboten. Klaus Bieberstein und Ute Zeilmann leiteten den Besuch des Vorderasiatischen Museums mit dem Fokus auf Ausstellungsstücken zum Thema „Inszenierungen von Macht“. Joachim Kügler bot im Ägyptischen Museum Einblicke in „Hatschepsuts Mythenpolitik“, einer weiblichen ägyptischen Herrscherin der 18. Dynastie (Mitte des 14. Jhd. v. Chr.). Vor allem die Verbindung von religiöser Propaganda und die Inszenierung von Hatschepsut als „weiblicher“ König standen hier im Mittelpunkt.

Die nachmittägliche Einheit führte einen Teil der Gruppe ins Abgeordnetenhaus des Deutschen Bundestags zu einem Gespräch mit MdB Siegmund Ehrmann, dem ehemaligen Beauftragten der SPD-Bundestagsfraktion für Kirchen und Religionsgemeinschaften. Im Gespräch ging es um die kritische Auseinandersetzung mit Aspekten wie Religion im säkularen Staat, Politikgestaltung im Horizont von Glaube und Kirche, finanzielle Verflechtungen und Verpflichtungen zwischen Kirche und Staat oder mit der Frage nach der zukünftigen Handhabung islamischen Religionsunterrichts. Alternativ begleiteten Konstantin Lindner und Katharina Höger einen Teil der Gruppe ins Anne-Frank-Zentrum. Rund um die Hackeschen Höfe konnten sich die TeilnehmerInnen auf eine audiovisuelle Entdeckungstour begeben. Hier stand - veranschaulicht an der systematischen Vernichtung jüdischen Lebens und Glaubens in der Spandauer Vorstadt in der NS-Zeit - die Problematik von Religion und Machtmissbrauch im Fokus.

Am zweiten Tag der Exkursion teilte sich die Gruppe erneut. Unter der Leitung von Thomas Weißer besuchten die Studierenden die Sende- und Verwaltungsräume des rbb (Rundfunk Berlin-Brandenburg). Einer Führung, in der schwerpunktmäßig die Entwicklung der Medien in der Kriegs- und Nachkriegszeit am Beispiel des rbb  deutlich wurde, schloss sich ein Gespräch mit Dr. Claudia Nothelle, der Programmdirektorin des rbb, an. Die studierte Theologin gab den Studierenden Einblicke in persönliche wie dienstliche Auseinandersetzungen im Spannungsfeld Medien-Politik-Religion-Kirche. Der zweite Teil der Gruppe traf sich im Katholischen Büro des Kommissariats der deutschen Bischöfe mit Prälat Dr. Karl Jüsten. Jüsten stand Rede und Antwort zur kirchlichen Lobbyarbeit im politischen Kontext. Der Leiter des Katholischen Büros erklärte dabei, wie sich seine Vermittlerrolle zwischen politischen Anfragen und den dazugehörigen Stellungnahmen der Bischöfe der deutschen Bischofskonferenz bzw. deren Gremien gestaltet. An aktuellen öffentlich-politischen Debatten, wie bspw. der Aufklärung der Missbrauchsfälle, gab er Einblicke in die Zusammenarbeit und Kommunikation zwischen deutschen Bischöfen und Politikern.

Am Nachmittag traf sich die gesamte Exkursionsgruppe unter der Leitung von Jürgen Bründl und Stefanie Wahl zu zwei weiteren Gesprächen im Jakob-Kaiser-Haus des Deutschen Bundestages. In den Diskussionen mit MdB Christine Buchholz, der religionspolitischen Sprecherin der Linken, und MdB Dr. Franz Josef Jung, dem religionspolitischen Sprecher der CDU/CSU-Fraktion, schoben sich vor allem religiös-politische bzw. moralisch-ethische aktuelle Fragen wie die Waffenlieferungen in Krisengebiete oder die Frage nach dem Kopftuchverbot von Arbeitnehmerinnen bei christlichen Arbeitgebern in den Vordergrund. Deutlich wurden unterschiedliche Sichtweisen und Begründungen beider Politiker. Gerade die voneinander abweichenden Positionen führten zu kontroversen Diskussionen.

Insgesamt machte die gesamte Exkursion deutlich, wie unterschiedlich religiös konnotierte Fragestellungen in politisch-medialen Zusammenhängen gesehen, gewichtet und bearbeitet werden. Auffällig war, dass in diesen Kontexten religiöse Themen zwar durch Abgeordnete, Lobbyisten oder Journalisten fachkundig bedient werden, die Zusammenarbeit mit theologischen ExpertInnen aus dem Hochschulbereich allerdings ausbaufähig ist. Die Exkursion bot so Studierenden wie Lehrenden anhand des disziplinübergreifenden Themas „Religion und Politik“ einen Einblick in die unerlässliche Relevanz und Aktualität von Theologie.

Hinweis

Diesen Text verfasste Marlene Moschko. Er steht Journalistinnen und Journalisten zur freien Verfügung.