Workshop Die „fragmentierte“ Stadt: Die Dynamik urbaner Siedlungsgefüge in der Vormoderne

Bamberg. 2.-3. Oktober 2014

Organisation: Prof. Dr. Klaus van Eickels/Dipl.-Hist. Christian Chandon/Claudia
Esch M.A.

Flyer (1.8 MB, 2 Seiten)

Plakat(3.5 MB)

Mittelalterliche und frühneuzeitliche urbane Siedlungen stellten in den meisten Fällen
in sich deutlich differenziertere und vielschichtigere Gebilde dar, als der Einheit
suggerierende Begriff der „Stadt“ auf den ersten Blick vermuten lässt. Diese ebenso
grundlegende wie weitreichende Erkenntnis fand ihren Niederschlag bereits seit den
1960er Jahren in zahlreichen Untersuchungen zu suburbanen Siedlungsformen wie
der Altstadt, der Neustadt oder den Vorstädten. Dabei konzentrierte sich die Diskussion
allerdings meist auf die topographischen Entwicklungsstufen einer prinzipiell als
Gesamtheit gedachten Stadt. Der „Mythos der städtischen Einheit“ (Franz-Josef Arlinghaus)
verdeckte lange Zeit den Blick für die rechtliche, politische, administrative
oder soziale Zersplitterung zahlreicher vormoderner Städte. Erst in den letzten Jahren
gerieten Sondergemeinden und Sonderbezirke, wie sie in besonderen Ausmaß etwa
in Bamberg, Braunschweig oder Köln anzutreffen sind, verstärkt in den Fokus der
Stadtgeschichtsforschung.


Das Phänomen der ‚fragmentierten Stadt‘ ist jedoch nicht auf die genannten Einzelfälle
beschränkt, sondern findet sich in vielen Facetten und an zahlreichen Orten wieder.
Wir möchten daher im Workshop von einem weiter gefassten Ansatz ausgehen und
nach den Auswirkungen unterschiedlicher räumlicher, administrativer, herrschaftlicher,
rechtlicher, religiöser oder sozialer Abgrenzungen oder Unterteilungen der Stadt fragen.
Dies können zum Beispiel Herrschafts- und Gerichtsbezirke, geistliche Immunitäten,
Pfarrbezirke, Vororte, Stadtteilgemeinden, Nachbarschaften oder Korporationen
sein - wobei die Liste damit keinesfalls als abgeschlossen gelten darf. Gemeinsam
ist ihnen allen, dass sie Bezugs- und Zugehörigkeitssysteme darstellen, die neben-,
inner oder in manchen Fällen vielleicht sogar außerhalb der gesamtstädtischen Gemeinschaft
existierten. Mögliche Fragen, die im Workshop diskutiert werden können,
sind etwa: Wie beeinflussten die genannten Unterteilungen und Zugehörigkeiten die
Entwicklung und Struktur einer Stadt? Welche Strategien der Integration oder Abgrenzung
lassen sich erkennen? Wie wird Einheit oder Abgrenzung dargestellt und inszeniert?
Wann, wie und in welchem Maße entstand aus einem Konglomerat einzelner
Siedlungsbezirke eine Form städtischer Einheit?


Im Rahmen des Workshops erhalten (Nachwuchs-)Forscherinnen und Forscher Gelegenheit,
ihre Überlegungen zu diesen oder ähnlichen Fragen in einem maximal 25-mi30
Veranstaltungen des Zentrums für Mittelalterstudien Geistes- und Kulturwissenschaften 31
nütigen Vortrag zu präsentieren. Gemeinsam wollen wir dann eine Annäherung an
das Phänomen der „fragmentierten“ Stadt versuchen. Beiträge aus dem Bereich der
mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Stadtgeschichte sind dabei ebenso vertreten
wie aus der Kunstgeschichte und der Geographie. Die Veranstaltung ist als 2-tägiger
Workshop mit insgesamt 13 Vorträgen konzipiert.
Rückfragen an: Christian Chandon (christian.chandon(at)uni-bamberg.de) oder Claudia
Esch (claudia.esch(at)uni-bamberg.de)