Schwerpunkt Studienbeiträge

Das Thema Studienbeiträge (Tabellen 60-75) spielt in dieser Befragung eine besondere Rolle, da der Gegenstand umstritten ist und noch keine Erfahrungen über die angemessene Verwendung vorliegen. Aus diesem Grunde wurden hierzu auch drei offene Fragen gestellt (gruppierte Antworten in den Tabellen 73-75; die Rohdaten wurden zunächst der Universitätsleitung, den Dekanen und den Studiendekanen zur Verfügung gestellt. Da in den Antworten keine Personen genannt wurden, stehen diese Daten allen Interessierten zur Verfügung).
Die grundsätzliche Einschätzung der Studienbeiträge durch die Studierenden ist negativ (Tabelle 60): 23% der Antwortenden, die ihre Einführung eher oder völlig positiv beurteilen, stehen 47% gegenüber, die eher oder völlig ablehnend sind. Allerdings haben nur 408 der Befragten die entsprechende Frage überhaupt beantwortet. Deutlicher wird der Befund, wenn es um konkretere Urteile geht: Studienbeiträge benachteiligen sozial Schwache (Tabelle 61), sie sind eine erhebliche finanzielle Belastung (Tabelle 67), sie sind zu hoch (Tabelle 69), sie führen eher nicht zu einer Verbesserung der Lehre (Tabelle 68), sie führen eher nicht zu einer Verkürzung der Studiendauer (Tabelle 63), sie zwingen dazu, neben dem Studium Geld zu verdienen (Tabelle 65). Unterschiede zwischen unterschiedlichen Gruppen sind sichtbar, aber nicht gravierend.
Meinungsverschiedenheiten gibt es hinsichtlich der Frage, ob besonders leistungsstarken Studierenden die Beiträge erlassen werden sollen (Tabelle 62): Hier liegt der Mittelwert bei mäßiger Ablehnung, aber die Extrempositionen sind am stärksten besetzt. Besonders deutlich ist die Ablehnung bei den Studierenden der Politikwissenschaft.
Die Befragten fühlen sich nicht gut informiert über die Verwendung der Mittel (Tabelle 70) und auch nicht angemessen an den Entscheidungen beteiligt (Tabelle 71).
Was die Wirkungen (Tabelle 72) angeht, ist das Bild positiver und recht heterogen zwischen Fakultäten und Fächern. Insgesamt sehen 49% der Studierenden die Lage als stark oder etwas verbessert an. Über die Fakultäten verteilt sich das so:

  •     HuWi         67%
  •     SozArb      63%
  •     GuK           56%
  •     SoWi         43%
  •     WIAI         39%

Mit Ausnahme von SoWi sind die Befunde innerhalb der Fakultäten homogen. Der niedrige Wert für WIAI sollte vor dem Hintergrund der schon von Haus aus sehr großen Zufriedenheit der Studierenden dieser Fakultät gesehen werden. Eine Erläuterung verdient der Befund in SoWi, der überaus heterogen ist und mit Abstand die höchsten und die niedrigsten Bewertungen enthält. Als etwas oder stark verbessert wird die Lage in den einzelnen Fächern von den folgenden Anteilen der Studierenden beurteilt:

  •     Politikwissenschaft                    73%
  •     Soziologie                                  40%
  •     Wirtschaftspädagogik                36%
  •     Betriebswirtschaftslehre            35%
  •     Europäische Wirtschaft              30%
  •     European Economic Studies       22%

Urteile über angemessene Verwendungen finden sich in den Tabellen 73, 74 und 75. Diese Tabellen sollten zusammen gelesen werden, wobei aber folgendes zu beachten ist: Erstens sind die Antwortzahlen unterschiedlich: 803 Befragte äußern sich zu von ihnen wahrgenommenen Verbesserungen, 1399 Befragte geben (zusätzliche) Wünsche bekannt, 669 benennen wahrgenommene Fehlverwendungen. Man kann die erste und die dritte Gruppe einander direkt gegenüberstellen (allerdings können die angegebenen Prozentzahlen nicht direkt gegeneinander gerechnet werden, da hinter ihnen unterschiedliche Kopfzahlen stehen); die erste und die zweite Gruppe können nicht einfach addiert werden, da  es sich in der Regel nicht um disjunkte Personengruppen handelt. 
Berücksichtigt man das, so kann man etwa folgendes sagen:

  • Der Einsatz der Mittel in der Lehre wird eindeutig und massiv als positiv und als erweiterungswürdig beurteilt. Die Zahl derer, die hier lieber mehr sehen würden, ist fünfmal größer als die Zahl derjenigen, die den Aufwand reduzieren möchten.
  • Speziell für Tutorien ist zwar Zustimmung zu vermerken, es besteht aber wenig Erweiterungsbedarf, in nennenswertem Umfang wird auch bereits Ablehnung artikuliert. Hier könnte es zumindest lokal Sättigung geben.
  • Exkursionen sind akzeptiert; Wünsche nach Erweiterung und Wünsche nach Reduzierung halten sich die Waage.
  • Literaturbeschaffung: Ein Interesse an Ausweitung der Beschaffung ist vorhanden, hingegen kaum Wünsche nach Reduzierung.
  • Bibliotheksöffnungszeiten: Sichtbar ist der deutliche Wunsch nach Ausweitung, kein Wunsch nach Reduzierung.
  • Ausstattung der Lehrveranstaltungsräume: Klares Votum für Investition in diesem Bereich: 491 Nennungen pro (35%) und 71 Nennungen contra (10%).

Bemerkenswert und nicht leicht zu erklären ist, dass immerhin 19% der Soziologen und 14% der Pädagogen glauben, dass Studienbeiträge für den Mensa-Neubau eingesetzt werden (allesamt ablehnend, keine Befürwortung).