Shirin Adibifar

Projekt: A sociolinguistic study of language shift and maintenance in Māzandarāni

Fachbereich: Allgemeine Sprachwissenschaft

Betreut von: Prof. Dr. Geoffrey Haig

Due to the recent social, cultural, and economic developments in the Māzandarān Province in Iran, the use of Persian has been increasing steadily. As a result, Māzandarāni as a minority language is currently facing the threat of extinction. This study provides a snapshot of the current sociolinguistic status of Māzandarāni with an analysis of the social factors contributing to language shift/maintenance and taking into account the attitudes of Māzandarāni speakers towards the language, their use of the language in various domains, and their proficiency.

Christina Beer

Projekt: Typologie und Genese von Ereignisnamen im Deutschen

Fachbereich: Deutsche Sprachwissenschaft

Betreut von: Prof. Dr. Stefanie Stricker

Nikolai Beland

Projekt: The Superlative Alternation in Present-day English

Fachbereich: Englische Sprachwissenschaft

Betreut von: Prof. Dr. Julia Schlüter

Im Laufe seiner Geschichte hat das Englische zwei Strategien zur morphologischen Realisierung der Adjektivsteigerung entwickelt, die gegenwärtig nebeneinander existieren: Die synthetische Steigerung entsteht durch Suffigierung (cleverer/cleverest), die analytische, und aus diachroner Perspektive jüngere, durch Umschreibung mit more bzw. most. Für den Komparativ gilt gemeinhin als akzeptiert, dass neben den morphophonologischen Eigenschaften des Adjektivstamms (darunter Silbenzahl und Endsegment) sowie Frequenzvariablen auch Kontextfaktoren aus kognitiv-funktionaler Perspektive Einfluss auf die Wahl der Steigerungsform haben. Mein Dissertationsprojekt erweitert den bisherigen Forschungsstand im Bereich dieser morphosyntaktischen Alternation um drei wesentliche Aspekte:

(1) Der bisher kaum beachtete, da konzeptionell schwierigere, Superlativ rückt in den Fokus der Analyse.
(2) Der Einfluss von Sprechervariablen wird in Relation zu etablierten linguistischen Faktoren quantifiziert.
(3) Die Superlativalternation wird multimethodisch erschlossen. Eine großflächig angelegte Fragebogenstudie elizitiert Probandenurteile zu planmäßig manipulierten Testsätzen und ermöglicht hierdurch die Operationalisierung von soziolinguistischen Variablen. Im zweiten Schritt werden Korpusdaten aus dem Corpus of Global Web-based English (GloWbE) mit Blick auf Adjektivfaktoren und Frequenzvariablen analysiert.

In seiner inhaltlichen wie methodischen Ausrichtung lässt sich mein Projekt in die Forschungsbereiche Variationslinguistik, Soziolinguistik, kognitive Linguistik und World Englishes einordnen.

Lea Bracke

Projekt: Acquiring English Language Accuracy in German Secondary Education

Fachbereich: Englische Sprachwissenschaft

Betreut von: PD. Dr. Valentin Werner

Learner corpus research is a rather recent subdiscipline of corpus linguistics, located at the intersection of second language acquisition, language teaching, and natural language processing. Throughout the ongoing compilation of a new multimodal corpus that represents Young German Learner English (YGLE), a special focus lies on a well-established triad of learner proficiency, i.e. complexity, accuracy, and fluency. This thesis aims at investigating both global and specific facets of accuracy, as well as its relation to the learner variables of achievement motivation, age, and intelligence. Based on the results, the development of accuracy may be outlined, and individualized tasks and teaching recommendations may be provided.

Marco Bruckmeier

Projekt: Aspektmarkierung im Mittelhochdeutschen. Untersuchungen zur präfixgesteuerten Perfektivierung und verbalen Paarigkeit.

Fachbereich: Deutsche Sprachwissenschaft

Betreut von: Prof. Dr. Stefanie Stricker

Slawische Sprachen wie das Russische verfügen über ein grammatisches Aspektsystem, das es erlaubt, Ereignisse im Verlauf (imperfektiv) oder in ihrer Totalität (perfektiv) darzustellen. Wird eine Handlung in ihrer Totalität dargestellt, so wird eine bestimmte Ereignisphase fokussiert – zum Beispiel der Beginn oder der Ausgang eines Geschehens. Letztlich legt der perfektive Aspekt also die Grenzen eines Ereignisses fest. Der imperfektive Aspekt lässt solche Grenzen hingegen frei.

Viele Indizien sprechen dafür, dass dem grammatischen Aspekt auch in nichtslawischen Sprachen eine essentielle Rolle zukommen kann. Im Althochdeutschen lässt sich beispielsweise anhand der Opposition von gi-präfigierten Verben und ihren jeweiligen Simplizia eine Aspektualisierung des Verbalgeschehens beobachten. Aus mehreren Gründen findet zum Mittelhochdeutschen ein ausgeprägter Abbau dieser Systematik statt. An dieser Stelle setzt mein Promotionsprojekt an: Es überprüft, inwiefern im Mittelhochdeutschen noch eine Paarigkeit zwischen Simplex und präfigiertem Verb vorhanden ist und inwiefern dem Präfix noch eine perfektivierende, handlungsperspektivierende Funktion zukommt. Hierzu wird das Referenzkorpus Mittelhochdeutsch herangezogen.

Romina Buttafoco

Projekt: A quantitative approach to informality in Australian English

Fachbereich: Englische Sprachwissenschaft

Betreut von: Prof. Dr. Manfred Krug

Durch seine nachgewiesenen Eigenheiten auf den verschiedenen linguistischen Ebenen, v.a. im Bereich der Lexik und der Phonologie, hat das Australische Englisch längstens seinen Stellenwert als eigene Standardvarietät untermauert. Ein interessanter Allgemeinplatz bei vielen Beschreibungen der Varietät besagt darüber hinaus, dass sich die Australier auch durch eine besonders auffällige Informalität und Lässigkeit in ihren Interaktionen auszeichnen, was meist mit kulturellen Ideologien wie den Egalitarismus erklärt wird. Neben der eher intuitiven Begründung für diesen Eindruck wurde die Neigung der Australier zum Informellen bisher vor allem im Rahmen qualitativer Studien über lexikalische (z.B. durch den häufigen Gebrauch von Abkürzungen wie barbie für barbecue oder journo für journalist) und diskurs-pragmatische Phänomene (wie die häufige Verwendung der Anrede mate oder von Kraftausdrücken wie bloody) erwähnt. Aufgrund der Tatsache, dass jedoch ein allgemeiner Trend der Informalisierung und Kolloquialisierung seit mehreren Jahrzehnten in den industrialisierten Nationen zu beobachten ist, beschäftigt sich diese Arbeit erneut mit der Frage, ob sich die Australier tatsächlich durch die oft-zitierte Informalität von anderen Englisch-Sprechern unterscheiden.

Im Gegensatz zu den bisherigen Studien, die das Thema bislang innersprachlich oder interkulturell betrachtet haben, soll in diesem Projekt eine systematische Untersuchung der Informalität im Australischen Englisch aus einer komparativen Perspektive erfolgen. Als Ergänzung des aktuellen Forschungsstandes soll die Arbeit dabei in einem quantitativen, korpus-basierten Ansatz untersuchen, ob und inwiefern sich Sprecher des Australischen Englisch in vergleichbaren Registern und anhand fallstudienhaft ausgewählter Strukturen (Datengrundlage: ICE Corpora, GlowbE Corpus) von Sprechern anderer L1-Varietäten unterscheiden.
 

Carolin Cholotta

Projekt: Prosodische Festigkeit von Idiomen

Fachbereich: Germanistische Sprachwissenschaft mit dem Schwerpunkt Grammatik

Betreut von: Prof. Dr. Patrizia Noel

Sie greift nach den Sternen! Idiome wie dieses sind in der Sprache allgegenwärtig, stellen die Forschung aber immer noch vor einige Rätsel. So stellen sich beispielsweise Fragen nach der Verarbeitung, der Identifikation oder der Integration in eine Grammatiktheorie.

Idiome zeichnen sich wie alle Phraseme durch hohe Festigkeit aus. Diese Festigkeit kann pragmatischer, psycholinguistischer und struktureller Natur sein. Um der Festigkeit von Phrasemen auf die Spur zu kommen, wurden in der Forschung also verschiedene Ebenen des Sprachsystems betrachtet. Ein Bereich, der bisher größtenteils ausgespart wurde und somit ein Desiderat darstellt, ist der der Phonologie und speziell der Prosodie. In meinem Dissertationsprojekt möchte ich deshalb folgender Frage nachgehen: Zeigen Idiome Besonderheiten in Bezug auf ihre Prosodie und somit auch prosodische Festigkeit? Die Arbeit schließt dadurch eine Lücke in der Charakterisierung dieser besonders festen Einheiten und bietet weitere Anknüpfungsmöglichkeiten für oben genannte Problemfelder der Phraseologieforschung.

Hanna Christ

Projekt: Flexibilität trotz Festigkeit? Sprachliche Kreativität am Beispiel von Idiomen

Fachbereich: Germanistische Sprachwissenschaft mit dem Schwerpunkt Grammatik

Betreut von:Prof. Dr. Patrizia Noel

Idiomatische Wortverbindungen wie ins Gras beißen, jmdm. den Rang ablaufen und jmdm. einen Strich durch die Rechnung machen gelten als besonders feste Einheiten, die kaum Veränderungen zulassen und sich durch ein hohes Maß an semantischer und teils auch formaler Idiosynkrasie auszeichnen. Allerdings haben Korpusstudien vermehrt gezeigt, dass viele Mehrworteinheiten durchaus variabel sind und morphosyntaktisch und lexikalisch abgewandelt werden.
In meinem Dissertationsprojekt gehe ich folgender Frage nach: Warum sind manche Idiome sprachlicher Kreativität stärker zugänglich als andere – warum verwenden SprecherInnen also manche Idiome flexibler als andere? Unter Flexibilität fällt konkret etwa die Passivierbarkeit (ihnen wird der Rang abgelaufen) oder die Modifizierbarkeit durch Attribute (sie haben ihm einen groben Strich durch die Rechnung gemacht).
Dafür untersuche ich anhand von 55 Wortverbindungen (ca. 11000 Tokens) den Einfluss der Variablen Kompositionalität, Frequenz und Alter der Wortverbindung auf sieben verschiedene Parameter der Flexibilität.

Lisa Dücker

Projekt: Das Zusammenspiel von Belebtheit, semantischer Rolle und syntaktischer Funktion bei der Entwicklung der satzinternen Großschreibung im Deutschen. Eine korpuslinguistische Analyse von frühneuhochdeutschen Hexenverhörprotokollen.

Fachbereich: Deutsche Sprachwissenschaft

Betreut von: Prof. Dr. Renata Szczepaniak

Die bisherige Forschung zur Entwicklung der satzinternen Großschreibung hat sich vor allem auf gedruckte Texte konzentriert. In diesem Bereich wurden bereits Ergebnisse zum Einfluss der Belebtheit vorgelegt, doch die Bedeutung von syntaktischen Funktionen wie Subjekt, Objekt und adverbialen Bestimmungen sowie semantischen Rollen (Agens, Patiens u.a.) wurde noch nie systematisch untersucht. Diese Lücke will ich mit meiner Dissertation schließen und zusätzlich herausarbeiten, wie die drei genannten Faktoren Belebtheit, semantische Rolle und Satzgliedfunktion in Handschriften interagieren.

Robert Hümmer

Projekt: Rhetorische Ratgeber aus der Perspektive aktueller Forschung im Bereich der modernen Argumentationstheorie

Fachbereich: Deutsche Sprachwissenschaft

Betreut von: Prof. Dr. Stefanie Stricker

Daniel Klenovšak

Baydaa Mohammed Saeed Mustafa

Projekt: Language choice and patterns of usage among Kurdish speakers of Duhok: an empirical intergenerational study

Fachbereich: Allgemeine Sprachwissenschaft

Betreut von: Prof. Dr. Geoffrey Haig

This study is intended as an empirical contribution to the sociolinguistics of the Kurdish language. It investigates the impact of social factors, in particular age, on various aspects of language structure. It is an empirical intergenerational study aiming at investigating the linguistic variation at lexical level between three different generations, all speakers of the Bahdini dialect of Kurdish spoken in Duhok city in Iraqi Kurdistan.

The methodology consists mainly of three parts. The first part will be devoted to free speech and the second part will deal with language choice. The last part is devoted to lexical choice. Fieldwork will take place in early 2016. 

Aklima Nahar

Projekt: Placing Bangladeshi English on the Map of World Englishes

Fachbereich: Englische Sprachwissenschaft

Betreut von: Prof. Dr. Julia Schlüter

In my thesis I work on a hugely under-explored variety of post-colonial English, namely Bangladeshi English. Non-standard Englishes in other countries on the Indian subcontinent, e.g. Indian English and Pakistani English, are well-documented. Alongside India and Pakistan, Bangladesh has been in contact with English during almost two centuries of its political and linguistic history. However, the extent and characteristics of Bangladeshi English have never been in focus and properly explored, although a number of researchers have mentioned its existence. My work is a focused initiative with the goal of investigating the extent to which Bangladeshi English is shaped by the influence of the native language, Bengali. Furthermore, I also investigate whether an important social factor “gender” – in the context of a developing and seemingly conservative country like Bangladesh – has an effect on Bangladeshi English. I also look into different socio-linguistic aspects of Bangladeshi English, together with the history and sociopolitical context of the country, in order to map Bangladeshi English in Schneider’s Dynamic Model of post-colonial Englishes.

I develop a research methodology that collects field data from almost three hundred and fifty university students, as representative of the young users of English in present-day Bangladesh. It also transforms the collected data into a format that can be easily analyzed for deriving answers to my research questions. Quantitative investigations of the data together with qualitative analysis help in achieving my research goal. At the completion of the work I intend to obtain results mature enough to place Bangladeshi English in the eWAVE language atlas.

Christine Renker

Projekt: Vorläuferfähigkeiten als Prädiktoren des Schriftspracherwerbs bei bilingualen Schüler:innen und Einflüsse des spracheigenen Schriftsystems (Latiniza vs. Kyrilliza) im Deutschen, Russischen und Türkischen (Arbeitstitel)

Fachbereich: Deutsche Sprachwissenschaft

Betreut von: Prof. Dr. Renata Szczepaniak

Im Forschungsbereich des Schriftspracherwerbs im Primarbereich an Schulen stehen vor allem monolinguale Schüler:innen zur Erfassung von Norm- und Vergleichswerten im Mittelpunkt. Diagnostische Testverfahren zur Ermittlung von LRS-Risiken bieten hierzu die Möglichkeit, schon im Vorschulalter spätere Hindernisse oder Schwierigkeiten im Schriftspracherwerb zu ermitteln.

Eine große Zielgruppe im Primarschulbereich wird hierbei allerdings kaum beachtet: Bilinguale Schüler:innen erfahren im monolingualen Unterricht den Schriftkontakt unter den Bedingungen und Ressourcen ihrer individuellen Mehrsprachigkeit. Für das Promotionsprojekt ist vor allem von Interesse, wie bilinguale Lernende diese familiensprachlichen Ressourcen für die Herausbildung von Vorläuferfähigkeiten für den Schriftspracherwerb nutzen und wie sich die Bedingungen über den Zeitraum der ersten und zweiten Klasse verändern. Dazu sollen in einer pseudolongitudinalen Untersuchung Daten von bilingualen Schüler:innen der ersten und zweiten Klasse erhoben, analysiert, verglichen und interpretiert werden. Die Untersuchung umfasst den Zeitraum der Einschulung bis zum Ende der zweiten Klasse zu zwei Messzeitpunkten an bilingualen Zweigen an Grundschulen.

Die Daten sollen Auskunft über die Vorläuferfähigkeiten zum Schriftspracherwerb in den Teilkategorien der phonologischen Bewusstheit, der Benenngeschwindigkeit und des phonologischen Arbeitsgedächtnisses geben, die als Prädikatoren für den weiteren Verlauf des Schriftspracherwerbs gelten. Daraus sollen Zusammenhänge zwischen Schriftsystemen dreier Sprachen und der bilingualen Progression im Schriftspracherwerb im Deutschen und der Partnersprache erschlossen werden. Weiterhin können die Daten Aussagen darüber treffen, wie sich die Vorläuferfähigkeiten der bilingualen Schüler:innen mit einer zweisprachigen Alphabetisierung von bilingualen Schüler:innen unterscheiden, die in einem monolingualen Regelschulsystem mit dem Deutschen als dominanter Unterrichtssprache Lesen und Schreiben erwerben.

Nils Norman Schiborr

Projekt: Lexical anaphora: A corpus-based typological study of referential choice

Fachbereich: Allgemeine Sprachwissenschaft

Betreut von: Prof. Dr. Geoffrey Haig

While languages differ greatly in their preference for either pronominal (she, this) or zero anaphora to refer back to previously mentioned discourse referents ('pro-drop'), overall rates of lexically-headed anaphora (the woman, Jane) are remarkably stable cross-linguistically.
This study examines the circumstances in which speakers opt for the more informative but less econominal choice of full NP references over reduced alternatives. It does so from a typological and comparative angle, charting the cross-linguistic stability of certain classes of factors on the one hand and the parametricization of others across languages on the other. Rather than adopt a theory-based avenue into the question, it instead explores a number of empirical bottom-up approaches, deriving complex structural categories from multiple levels of relatively basic annotation.
Earlier research on referential choice is predominantly based on written data, or else on small data sets of spoken language from English and other overrepresented languages. This study aims to address issues of typological representativity by employing spoken corpora from a diverse set of 10+ languages, many of which are understudied and endangered.
Part of the project involves the co-development of and contribution to the https://multicast.aspra.uni-bamberg.de/ Multi-CAST collection of spoken language corpora, on which the study is based.

Eleonore Schmitt

Projekt: Sprachlicher Fehler: Typologisierung und Prozessierung von Systemabweichungen

Fachbereich: Deutsche Sprachwissenschaft

Betreut von: Prof. Dr. Renata Szczepaniak

Das zentrale Anliegen des Dissertationsprojekts ist es, eine Typologie des sprachlichen Fehlers zu entwickeln. Dabei sollen systemlinguistische und psycholinguistische Ansätze kombiniert werden. Im Theorieteil der Arbeit werden dafür Fehler- sowie Normkonzepte vorgestellt und kritisch diskutiert. Dabei ist die Unterscheidung zwischen Norm- und Systemabweichung zentral. Systemabweichungen sind nicht systemkonforme Varianten (*die Katze sitzen). Normabweichungen sind dagegen echte Variationsfälle, in denen zwei oder mehr Varianten im Sprachsystem verankert sind (Ich sehe den Pfau/en) (vgl. Eisenberg und Voigt 1990). In der Dissertation wird vorgeschlagen, Systemabweichungen als Verstöße gegen konstitutive Regeln, Normabweichungen dagegen als potentielle Verstöße gegen regulative Regeln zu betrachten. Konstitutive Sprachregeln erschaffen ein System von Handlungsmöglichkeiten und ermöglichen dadurch erst bestimmte verbale Handlungen. Regulative Sprachregeln schränken hingegen vorhandene Handlungsmöglichkeiten ein, die von konstitutiven Regeln ermöglicht werden.
Es wird der Frage nachgegangen, anhand welcher Kriterien Norm- und Systemabweichungen unterschieden werden können. Dabei wird angenommen, dass Frequenz, Prototypizität und Schematizität Einfluss auf die Systemkompatibilität von Variation nehmen können: Ein hohes Maß an Frequenz, Prototypizität und Schematizität führt zu Systemhaftigkeit einer Form und verringert somit die Systemkompatibilität von Variation. Die Einflussfaktoren werden dabei skalar betrachtet: Je weniger frequent, je weiter vom Prototyp entfernt und je weniger eine Form in ein Schema passt, desto wahrscheinlicher ist Variation.
Diese systemlinguistischen Einflussfaktoren werden im empirischen Teil der Arbeit anhand psycholinguistischer Methoden überprüft. Da ungrammatische Formen anders prozessiert werden als grammatische (vgl. Kaan und Swaab 2003), wird anhand der Prozessierung getestet, inwiefern Frequenz, Prototypizität und Schematizität auf die Systemhaftigkeit einer Form Einfluss haben kann. Dabei wird mit self-paced reading Experimenten (SPR) gearbeitet.

Laurentia Schreiber

Projekt: A grammar of Romeyka under consideration of contact-induced language change

Fachbereich: Allgemeine Sprachwissenschaft

Betreut von: Prof. Dr. Geoffrey Haig

This doctoral thesis aims to provide a grammatical sketch of the endangered minority language Romeyka spoken in Trabzon Province in north-eastern Turkey. Romeyka classifies as a variety of Asia Minor Greek and, more specific, Pontic Greek and has been in contact with Turkish (as well as other languages of the area such as Laz and Hemshin) for several hundred years. This corpus-based study presents the first grammatical description of the Muslim variety of Pontic Greek whose speakers remained in Turkey after expulsion of the Christian Pontic Greek speakers in 1923.

A special focus is on contact-induced language change and the influence of individual bilingualism, namely phenomena of attrition and incomplete acquisition, on the morphosyntax of Romeyka. In order to account for sociolinguistic influences on language change, naturalistic oral data are enriched by detailed multilingual profiling and questionnaire data. Hence, this study seeks to contribute not only to the description and documentation of an endangered language but also to the scholarly understanding of the structural processes accompanying language shift, and ultimately, death.

Annika Vieregge

Projekt: Der Einfluss metapragmatischer Bewertungen auf den Rektionswandel bei Sekundärpräpositionen im Deutschen

Fachbereich: Deutsche Sprachwissenschaft

Betreut von: Prof. Dr. Renata Szczepaniak

Im Deutschen schwanken zahlreiche Präpositionen, wie wegen oder dank, in ihrer Kasusrektion zwischen dem Genitiv und dem Dativ (dank dem Umzug oder dank des Umzugs). Die Variation ist dabei nicht nur von der fortschreitenden Grammatikalisierung dieser sprachhistorisch jungen Präpositionen gesteuert, sondern insbesondere von Sprachideologien, die den beiden Varianten unterschiedliche soziale Indexikalitäten zuschreiben. Die Genitivrektion wird etwa als Hinweis auf Formalität und Bildung gedeutet, während der Dativ bspw. als umgangssprachlich gilt. Solche sprachideologischen Zuschreibungen stehen im Fokus des Dissertationsprojektes, das sich auf die Präpositionen dank, wegen, während und gegenüber konzentriert.

Mithilfe eines Onlinefragebogens wurden Daten zu Gebrauch und Akzeptabilität der beiden Rektionsvarianten dieser Präpositionen in unterschiedlichen Kontexten erhoben. Zudem wurde nach Assoziationen gefragt, die SprachbenutzerInnen mit den Varianten haben. Die Ergebnisse zeigen, dass es unter den Befragten eine hohe metapragmatische Bewusstheit für die Variation gibt und dass Genitiv- und Dativrektion über unterschiedliche indexikalische Felder verfügen. Während Varianten mit Genitiv als standardsprachlich korrekt, professionell oder arrogant wahrgenommen werden, werden Dativvarianten eher als Marker für Vertrautheit, einen niedrigen Bildungsstand oder Informalität gesehen. Diese sprachideologischen Vorstellungen wirken sich auf Akzeptabilität und Gebrauch der Varianten aus.