Recruiting Trends 2011 Österreich

Nach den Krisenjahren 2008 und 2009 blicken die größten Unternehmen aus Österreich wieder optimistisch in die Zukunft. Dies schlägt sich auch im Personalbedarf und den Rekrutierungsaktivitäten der Unternehmen nieder. Jedoch steht dieser optimistischen Stimmung ein sich zuspitzender Fachkräftemangel gegenüber. Die Verantwortlichen aus den österreichischen Großunternehmen stehen daher vor der anspruchsvollen Aufgabe, Lösungsstrategien für externe Herausforderungen wie den Fachkräftemangel oder den demografischen Wandel zu entwickeln und interne Aufgaben wie Mitarbeiterbindung und Employer Branding entsprechend zu gestalten.

Die „Recruiting Trends 2011 Österreich“ geben einen umfassenden Überblick über die moderne Personalbeschaffung, wie sie in vielen österreichischen Großunternehmen bereits heute Bestand hat. Dabei ist die Bedeutung und Nutzung von Social Media in der Rekrutierung neben einer umfassenden Analyse der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und des Fachkräftemangels ein Schwerpunkt der diesjährigen Studie. Die Ergebnisse zeigen, dass man den Einsatz von Social Media in der Personalbeschaffung differenziert – in Abhängigkeit der verfolgten Zielsetzung – betrachten muss. Beispielsweise werden manche Social Media-Anwendungen bereits genutzt, um für das eigene Arbeitgeberimage zu werben oder nach ergänzenden Informationen über bereits identifizierte Kandidaten zu suchen. Bei der Schaltung von Stellenanzeigen sowie bei der aktiven Suche nach geeigneten Kandidaten sind derartige Anwendungen im Tagesgeschäft dagegen noch vergleichsweise unbedeutend.

Neben der Analyse und Diskussion von neuen Themenfeldern wie Social Media ist es der Anspruch der Studienreihe „Recruiting Trends“, auch langfristige Entwicklungen in der Personalbeschaffung zu identifizieren und zu begleiten. Aus diesem Grund wird auch in diesem Jahr analysiert, welche Off- und Online-Kanäle die Unternehmen im Personalmarketing nutzen, über welche Kanäle Einstellungen generiert werden und auf welche Art und Weise Bewerbungen bei den Unternehmen eingehen. Darüber hinaus werden in der diesjährigen Studie Effektivität und Effizienz von Rekrutierungskanälen beurteilt. Die Auswertungen hierzu zeigen die Einschätzungen der Unternehmen, aus welchen Kanälen die besten Kandidaten kommen und welche Kanäle das beste Kosten-/Nutzen-Verhältnis bieten. Anhand von Korrelationsanalysen wird zudem untersucht, inwiefern die Nutzung von Informationstechnologie (IT) einen Wertbeitrag für die Personalbeschaffung liefert.

Der vorliegende Ergebnisbericht ist die fünfte Ausgabe dieser jährlich vom Centre of Human Resources Information Systems (CHRIS) in Zusammenarbeit mit Monster Worldwide Austria durchgeführten Studienreihe. Die Ergebnisse der Studie basieren auf einer Befragung der 500 größten Unternehmen aus Österreich, bei der eine Rücklaufquote von 14,0 Prozent erreicht werden konnte. Eine Fortführung der Fallstudie aus dem letzten Jahr mit der Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien ergänzt die Ergebnisse der quantitativen Befragung und gewährt interessante Einblicke in die Praxis der modernen Rekrutierung in Österreich.

Management-Zusammenfassung

Die Befragung der 500 größten Unternehmen aus Österreich (Rücklaufquote 14,0 Prozent), die vom Centre of Human Resources Information Systems (CHRIS) der Universitäten Bamberg und Frankfurt am Main in Zusammenarbeit mit Monster Worldwide Austria durchgeführt wurde, liefert die folgenden Ergebnisse:

Demografischer Wandel und Fachkräftemangel sind die wichtigsten externen Recruiting Trends, Mitarbeiterbindung und Employer Branding die wichtigsten internen Herausforderungen 2011: Die fünf wichtigsten externen Recruiting Trends sowie die fünf wichtigsten unternehmensinternen Schlüsselherausforderungen in der Personalbeschaffung im Jahr 2011 sind aus Sicht der 500 größten österreichischen Unternehmen:

Top-5-Trends 2011 (extern):

  1. Demografischer Wandel
  2. Fachkräftemangel
  3. Gesetzliche Rahmenbedingungen
  4. „Generation Y“
  5. Neue Formen der Arbeit

Top-5-Herausforderungen 2011 (intern):

  1. Mitarbeiterbindung
  2. Employer Branding
  3. Internes Arbeitgeberimage
  4. Sichtbarkeit
  5. „Know your Talent“

 

Steigende Mitarbeiterzahlen: Keines der befragten 500 größten Unternehmen aus Österreich hat im Jahr 2011 keine offene Stelle zu besetzen. Zudem gehen knapp sechs von zehn Unternehmen von einem Nettozuwachs der Mitarbeiterzahl aus. Binnen zwei Jahren stieg dieser Anteil um 35,7 Prozentpunkte auf 59,1 Prozent.

Verschärfter Fachkräftemangel: 27,3 Prozent der offenen Stellen können nach Ansicht der Unternehmen im Jahr 2011 nur schwer und 4,9 Prozent überhaupt nicht mit einem geeigneten Kandidaten besetzt werden. Zudem erwarten mehr als sechs von zehn Unternehmen, dass es zukünftig noch schwieriger wird, qualifiziertes Personal auf dem Arbeitsmarkt zu finden. Mangel an qualifizierten Arbeitskräften sehen Unternehmen vor allem in den Bereichen IT und Forschung und Entwicklung.

Das Internet ist wichtigster Rekrutierungskanal: 85,8 Prozent aller offenen Stellen werden auf der Unternehmenswebseite veröffentlicht und mehr als zwei Drittel in Online-Karriereportalen (z.B. monster.at). Über Printmedien werden aktuell weniger als drei von zehn Vakanzen kommuniziert und 24 Prozent werden an den Arbeitsmarktservice gemeldet. Zudem werden zum ersten Mal seit Durchführung der Studienreihe „Recruiting Trends“ in Österreich mehr als sieben von zehn Neueinstellungen über Internetkanäle generiert. 16,5 Prozent erfolgen über Printmedien, 6,2 Prozent über den Arbeitsmarktservice und 7,2 Prozent über andere Kanäle, wie z.B. Personalberatungen, Zeitarbeitsfirmen oder Headhunter.

Hohe Bedeutung der Formularbewerbung im Bewerbungseingang: Zum ersten Mal seit Beginn der Auswertungen im Jahr 2006 präferiert jeder zweite Umfrageteilnehmer die Formularbewerbung. Rund vier von zehn Unternehmen bevorzugen die E-Mail-Bewerbung (Rückgang um 18,8 Prozentpunkte seit 2007). Lediglich 3,1 Prozent der antwortenden Unternehmen sehen am liebsten noch papierbasierte Mappen in ihrem Bewerbungseingang. Tatsächlich gehen bereits mehr als acht von zehn Bewerbungen in elektronischer Form bei den Unternehmen ein. Im Vergleich dazu hat die papierbasierte Bewerbungsmappe mit 14,2 Prozent nur noch eine geringe Bedeutung (Rückgang um 23,0 Prozentpunkte seit 2006).

Positive Einstellung gegenüber Social Media, jedoch insgesamt noch verhaltene Nutzung: 51,7 Prozent der 500 größten Unternehmen aus Österreich beurteilen Social Media-Anwendungen als positiv für die Personalbeschaffung. Aktuell werden derartige Anwendungen jedoch noch eher zurückhaltend genutzt. So greifen lediglich 7,8 Prozent regelmäßig auf das Karrierenetzwerk Xing zurück, um dort Stellenanzeigen zu veröffentlichen und nur 7,9 Prozent suchen dort regelmäßig aktiv nach geeigneten Kandidaten. Immerhin fast ein Fünftel der antwortenden Unternehmen nutzt bereits regelmäßig Facebook, um für das eigene Arbeitgeberimage zu werben. Vergleichsweise häufig (25,4 Prozent) suchen die Befragten in Xing nach zusätzlichen Informationen über bereits identifizierte Kandidaten.

Die besten Kandidaten kommen über Online-Karriereportale: 83,1 Prozent der Unternehmen sind sehr zufrieden oder zufrieden mit Kandidaten, die sie über eine Online-Karriereportal (z.B. monster.at) rekrutiert haben. Mehr als acht von zehn Befragten sind mit Kandidaten, die über die eigene Unternehmenswebseite ins Unternehmen geholt wurden, ebenso zufrieden. Und 78,2 Prozent der Umfrageteilnehmer sagen dies für Kandidaten, die im Rahmen von Mitarbeiterempfehlungen rekrutiert wurden.

Unternehmenswebseite hat das beste Kosten-/Nutzenverhältnis: Die eigene Unternehmenswebseite hat nach Meinung der befragten Unternehmen vor Mitarbeiterempfehlungen und dem persönlichen Netzwerk des Recruiters das beste Kosten-/Nutzenverhältnis. Der unternehmensexterne Kanal mit dem besten Kosten-/Nutzenverhältnis ist das Online-Karriereportal.

Online-Karriereportale und Formularbewerbung erhöhen die Performance in der Personalbeschaffung: Der Einsatz von IT führt bei den befragten Unternehmen zu zeitlichen, finanziellen und qualitativen Verbesserungen im Rekrutierungsprozess. 57,8 Prozent der Studienteilnehmer konnten die Zeit zwischen der Identifikation einer Vakanz und deren Besetzung (Time-to-Hire) in der jüngeren Vergangenheit verkürzen. 64,6 Prozent der Unternehmen geben an, die Qualität der Bewerberdaten in den letzten Jahren verbessert zu haben. Die Bewerberqualität insgesamt haben sechs von zehn Firmen gesteigert. Darüber hinaus geben 56,9 Prozent der Befragten an, die Kosten pro bearbeiteter Bewerbung in den letzten Jahren reduziert zu haben. Knapp vier von zehn Unternehmen konnten die Kosten im Personalmarketing senken. Diese Verbesserungen sind gemäß den Ergebnissen aus Korrelationsanalysen vor allem auf einen hohen Anteil an Formularbewerbungen im Bewerbungseingang und die Nutzung von Online-Karriereportalen (z.B. monster.at.) zur Stellenausschreibung zurückzuführen.

Sollten Sie Interesse an der Studie haben, wenden Sie sich bitte an Sven Laumer.