Gerechter Krieg – gerechter Friede

Vorlesungsreihe thematisiert Friedenethik und Afghanistan-Krieg    

 Das Thema Friedensethik ist angesichts der Diskussion um den Afghanistan-Krieg hochaktuell. Die Denkschriften der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) sprechen etwa von einer „Rechtsbefolgungsethik“, beziehungsweise von in Ausnahmen gerechtfertigter „rechtserhaltender Gewalt“. Doch welches Recht wird in Afghanistan erhalten? Und anhand welcher ethischer Grundlagen kann die Legitimität der Anwendung militärischer Gewalt geprüft werden?

Mit dieser Problematik beschäftigte sich eine dreiteilige Vorlesungsreihe, die im Rahmen des Seminars „Gerechter Krieg – gerechter Friede“ an der Universität Bamberg stattfand. Die interdisziplinäre Vorlesungsreihe wurde von der Dietrich-Bonhoeffer-Forschungsstelle für Öffentliche Theologie und den am Seminar beteiligten Lehrstühlen Evangelische Theologie, Philosophie und Politikwissenschaften der Universität Bamberg veranstaltet.

Am Dienstag, den 1. Juni zeichnete Dr. Michael Haspel von der Ev. Akademie Thüringen und der Friedrich-Schiller-Universität Jena im ersten Vortrag „Friedensethik zwischen Rechtsethik und Ethik des Politischen. Reflexionen anlässlich des Afghanistan-Krieges“ um 20 Uhr im Hörsaal 025, An der Universität 2, kurz die Entwicklung der Friedensethik nach und analysiert die gegenwärtigen Herausforderungen anhand des Afghanistan-Krieges.

Haspels These lautete: Die Friedensethik muss aufgrund der Internationalen Beziehungen wieder stärker als Ethik des Politischen gestaltet werden. Da politisches Handeln niemals vollständig rechtlich abgeleitet werden kann, müssen grundlegende Kriterien dafür entwickelt werden, um in komplexen Situationen verantwortliche Entscheidungen treffen zu können. 

 Im zweiten Vortrag stellte Jan Köhler von der FU Berlin am Mittwoch, den 7. Juli, um 12 Uhr in Raum 126N, Markusplatz 3, eine empirische Untersuchung zur „Friedensmission in Afghanistan?“ vor.

Der Sozialwissenschaftler arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Osteuropa-Institut der Freien Universität Berlin und ist seit 2003 als Berater in verschiedenen Regionen Afghanistans tätig. In seinem Vortrag präsentierte er Ergebnisse einer seit 2007 laufenden Wirkungsbeobachtung in Nordost-Afghanistan. Er ging dabei auf Veränderungen der Sicherheitslage für verschiedene Akteursgruppen wie afghanische Gemeinden, den afghanischen Staat und die militärischen wie zivilen Intervenienten ein. Außerdem erklärte er die Gründe für diese Veränderungen und schilderte die Konsequenzen, die sich daraus für den Entwicklungs- und Wiederaufbau in der Region ergeben.

Den Abschluss der Vorlesungsreihe machte Prof. Dr. Dr. h.c. Wolfgang Huber, einer der bekanntesten deutschen Theologen, am Dienstag, den 13. Juli, um 20 Uhr im Hörsaal 025, An der Universität 2, mit seinem Vortrag „Vom gerechten Krieg zum gerechten Frieden. Zur Entwicklung der evangelischen Friedensethik“.

In seinem Vortrag nahm er die aktuelle Debatte über den Afghanistan-Einsatz und die Bundeswehrstruktur zum Anlass, den Übergang von der Lehre vom gerechten Krieg zum Leitgedanken des gerechten Friedens zu beschreiben und auf seine Tragfähigkeit hin zu prüfen.  Er erklärte, warum friedensethische Urteile stets von großer Unsicherheit geprägt sind. Seiner Meinung nach beschäftigen sie sich zum einen sehr oft mit der Einschätzung der richtigen Mittel, um Gewalt dem Recht zu unterwerfen, und zum anderen mit unsicheren Prognosen über künftige Entwicklungen.

Huber gilt als Vordenker in ethischen Fragen. Er war bis 2009 Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg und Ratvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland. Im Juni 2010 wurde er wieder in den Deutschen Ethikrat berufen, dem er bereits von 2001 bis 2003 angehört hatte.

 

Das Plakat zur Vorlesungsreihe finden Sie hier(269.4 KB, 1 Seite)