Forschungsprojekt „Die kultische Nutzung von ´naturheiligen´ Plätzen auf der Nördlichen Frankenalb in der Urgeschichte“ (gefördert von der Oberfrankenstiftung, der Stadt Bad Staffelstein und der Gesellschaft für Archäologie in Bayern)

Die Fränkische Schweiz ist reich an auffälligen Felsformationen wie Felstürmen, Steilwänden, Blockfeldern, Dolinen und Höhlen. Diese üben seit urgeschichtlichen Zeiten eine besondere Anziehungskraft auf den Menschen aus und werden oft als numinose Orte wahrgenommen. Die meist zum Siedeln ungünstige Topographie der in der archäologischen Forschung auch als „Naturheiligtümer“ angesprochenen Plätze lässt zyklische temporäre Nutzungen als Versammlungs-, Fest- und Opferplätze vermuten. Archäologische Fundstätten dieser Art sind bisher fast ausschließlich durch Lesefunde bekannt, die etwa aus Felsspalten oder am Felsfuß geborgen wurden. Das archäologische Fundmaterial aus verschiedenen Zeitabschnitten, die sich von der frühen Jungsteinzeit bis an das Ende der vorrömischen Eisenzeit erstrecken, unterscheidet sich hinsichtlich Zusammensetzung und Zustand von den Funden aus Siedlungen und Gräbern. So finden sich stark zerscherbte Keramikgefäße, verbrannte und unverbrannte Tierknochen, gebrauchsfähige und unbrauchbar gemachte Metallgegenstände aus Bronze und Eisen.

In dem Gemeinschaftsprojekt des Lehrstuhls für Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie der Universität Würzburg und der Professur für Ur- und frühgeschichtliche Archäologie der Universität Bamberg werden „naturheilige Orte“ der Nördlichen Frankenalb nach einheitlichen Gesichtspunkten untersucht. Auf die topographische Dokumentation folgen Prospektionen in Form von Bohrungen und geomagnetischen Messungen. Auf diesen Voruntersuchungen aufbauend werden die Plätze mit zielgerichteten archäologische Ausgrabungen erschlossen.

Ausgehend von den Ergebnissen der Feldforschungen sollen profane und rituelle Aktivitäten an den verschiedenen Plätzen detailliert rekonstruiert werden. Schließlich werden die zeitlich-funktionalen Bezüge von benachbarten Fundstätten zueinander und ihre Einbettung in die umgebende zeitgenössische Siedlungskammer herausgearbeitet. Auf diese Weise sollen urgeschichtliche Rituallandschaften und ihr Wandel durch die Zeiten dargestellt werden.

Hohler Stein bei Schwabthal, Lkr. Lichtenfels

Frei stehender massiver Felsblock, der Durchgänge, Höhlen und Spalten aufweist. Die Dolomitformation liegt exponiert in ebenem Gelände, dicht am Nordtrauf der Frankenalb. Von der Gipfelfläche und aus Spalten stammen urgeschichtliche Lesefunde, in der weiteren Nachbarschaft sind Siedlungen der frühneolithischen Bandkeramik, vorrömischen Eisenzeit (Hallstatt und Latène) sowie der römischen Kaiserzeit nachgewiesen.
Link: Feldforschungen 2008

Großer und Kleiner Rothenstein bei Stübig, Lkr. Bamberg

Zwei dicht beieinander stehende, wuchtige Felstürme auf einem steilen Talhang gelegen. Die unzugängliche Topographie und der Fundstoff lassen an der Nutzung als urgeschichtlicher Opferplatz keinen Zweifel aufkommen. Von der Gipfelfläche und dem Felsfuß sind zahlreiche Funde aus Endneolithikum, Bronzezeit, Urnenfelderzeit, Hallstatt- und Laténezeit bekannt.
Link: Feldforschungen 2007

 

Vorplatz der Jungfernhöhle bei Tiefenellern, Lkr. Bamberg.

Die Jungfernhöhle von Tiefenellern, am Westabbruch der Frankenalb gelegen, ist eine in der süddeutschen Urgeschichtsforschung berühmte Opfer- und Bestattungshöhle. Sie wurde 1951-54 von Otto Kunkel (Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege) ausgegraben und enthielt zahlreiche jungsteinzeitliche Skelettreste, aber auch keramisches Fundmaterial der Jungstein-, Bronze-, Urnenfelder- und Eisenzeit. Bis heute werden die menschlichen Knochenreste kontrovers als Relikte von Menschenopfern oder Bestattungen diskutiert. Auch wenn die Höhle inzwischen vollständig ausgeräumt ist, blieb der ebene Höhlenvorplatz von etwa 30 m Durchmesser bis heute von archäologischen Untersuchungen unberührt. Link: Feldforschungen 2008

Kemitzenstein bei Schwabthal, Lkr. Lichtenfels

Es handelt sich um eine langgestreckte, stark gegliederte Felswand, die eine ebene Plateaufläche einrahmt. Der Kemitzenstein befindet sich in wenigen Kilometern Entfernung zum Hohlen Stein auf der wasserlosen Hochfläche der Alb. Lesefunde vom Fuße der Felswand stammen aus Endneolithikum, Bronze- und Urnenfelderzeit, später Kaiserzeit, Früh- und Hochmittelalter. H. Jakob (1982) vermutet an dieser Stelle eine altslawische Kultstätte.

 

Literatur

Förderer:

Oberfrankenstiftung

Kooperationspartner:

Dr. Timo Seregély

Professur für Ur- und Frühgeschichtliche Archäologie

Institut für Archäologie, Denkmalkunde und Kunstgeschichte

Universität Bamberg

Wilhelmsplatz 3

96047 Bamberg

Raum WP E11b (Erdgeschoss)

Tel. 0951-863-2414

timo.seregely(at)uni-bamberg.de

Prof. Dr. Frank Falkenstein

Thomas Link M.A.

Lehrstuhl für Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie

Institut für Altertumswissenschaften

Universität Würzburg

Residenzplatz 2

97070 Würzburg

Tel. 0931-312800

frank.falkenstein(at)uni-wuerzburg.de