Abgeschlossene Forschungsprojekte am Lehrstuhl Iranistik

2008-2018  "Selbstentwürfe in der Fremde: Der iranische Schriftsteller Bozorg Alavi (1904-1997) im deutschen Exil"
Leitung: Prof. Dr. Birgitt Hoffmann, Bearbeiterin: Dr. Roja Dehdarian, gefördert von der DFG

Die historische und kulturwissenschaftliche Erforschung des Exils iranischer Intellektueller, Literaten und Künstler, die im Laufe des 20. Jahrhunderts als politisch oder religiös Verfolgte in Deutschland Zuflucht fanden, stellt ein Desiderat dar. Das vorliegende Projekt untersucht exemplarisch das Exil des prominenten iranischen Schriftstellers und Intellektuellen Bozorg Alavi (1904-1997) – auch in der Hoffnung, Anstoß zu weiteren Studien dieser Art zu geben. Alavi eignet sich für dieses Vorhaben wie kaum ein Anderer: Er verbrachte den Großteil seines Lebens im Exil in Deutschland, und zwar bis zur Wiedervereinigung in der DDR, wo er an der Humboldt-Universität als Iranist forschte und lehrte. Auch im Exil hörte er nicht auf, das Geistesleben und die Literatur in seiner Heimat entscheidend mitzuprägen. Sein umfangreicher Nachlass ist noch völlig unbearbeitet. Ziel des Projekts ist erstens, Biographie und Werk des Autors umfassend aufzuarbeiten. Zweitens soll auf der Basis von Selbstzeugnissen und Interviews mit ihm selbst, Verwandten und Freunden, der Frage nachgegangen werden, welche Rückwirkungen auf den Selbstentwurf Alavis die Exilerfahrung hatte, auf welche Mittel der Identitäts-Konstruktion er in der Fremde zurückgriff und inwieweit sich in der Dynamik des Identitätswandels Grundmuster abzeichnen, die womöglich paradigmatischen Charakter haben.

2001-2004  "Sozial- und Kulturgeschichte Kaschmirs und des Karakorum-Raums vor der britischen Eroberung im Spiegel persischer Archivalien aus Kaschmir (1841-1891)
Leitung: Prof. Dr. Bert G. Fragner, Bearbeiter: Dr. Siegfried Weber, gefördert von der DFG.

Über mehrere Jahrhunderte hinweg diente bis zum frühen 20. Jahrhundert im Hochgebirgsland Kaschmir-Karakorum Persisch als Verwaltungs-, Hof-, Prestige-, Literatur- und Handelssprache. Hier soll ein Korpus persischer Archivalien aus Kaschmir aus der Zeit von 1841-1891 zum ersten Mal diplomatisch und sprachlich analysiert werden. In inhaltlicher Hinsicht wurden einzelne dieser Dokumente bisher allenfalls für ereignisgeschichtliche Sachverhalte herangezogen. Davon abgesehen wurden sie bis heute weder in Indien bzw. Pakistan noch im Westen bearbeitet. Bearbeiter und Antragsteller erwarten sich von der Analyse der Dokumente grundlegende Aufschlüsse über soziokulturelle Verhältnisse Kaschmirs vor der Eingliederung in die Britische Herrschaft (Verwaltung, Hofleben, Interaktion unterschiedlicher ethnolinguistischer Gruppen im Hochgebirgsland etc.).

2000-2003  "Die Briefmarken Irans als Mittel der politischen Bildpropaganda"
Leitung: Prof. Dr. Bert G. Fragner, Bearbeiter: Dr. Roman Siebertz , gefördert von der DFG

Das Projekt beinhaltet eine systematisch-kritische Untersuchung der in Iran erschienenen Briefmarken als kommunikatives Medium zur Vermittlung politischer Botschaften. Im Zentrum steht die Briefmarke in ihrer Eigenschaft als Propagandainstrument für die Legitimation politischer Herrschaft bei unterschiedlichen, zeitlich aufeinanderfolgenden Regimen. In welcher Weise und vor welchem Hintergrund werden Briefmarken zu diesem Zweck als Propagandamittel eingesetzt? Gefragt wird nach den Methoden, mittels derer die Herausgeber von Briefmarken versuchen, dieses Medium zur Selbstdarstellung zu nutzen und dabei mit dem Betrachtenden in einen Kommunikationsprozeß einzutreten. Welche Botschaften sollen im Rahmen dieses Prozesses vermittelt werden, welche Themen und Ideen werden weshalb dafür ausgewählt und welche visuellen Mittel werden zur Vermittlung angewandt?

2000-2003  "Bibliographisch-quellenkundliche Erfassung persischer Periodika (1890 bis 1925)"
Leitung: Prof. Dr. Bert G. Fragner, Bearbeiter: Dr. Tim Epkenhans und Marcus Burmeister, M.A., gefördert von der DFG

Zu den wichtigsten und umfangreichsten Quellen für die politische und ideengeschichtliche Entwicklung Irans im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert zählen Zeitungen und Zeitschriften. Das Forschungsprojekt hat zum Ziel, einige der gezielt ausgewählten Periodika, die in dem für die Entwicklung der persischen Presse richtungsweisenden Zeitraum zwischen 1890 und 1925 erscheinen sind, nach einem integrierten Muster systematisch und quellenkritisch zu erfassen. Im Rahmen dieses Musters werden formale Aspekte (Chronologie, Distribution, Publizität, Rezeption, Zensur und Finanzierung), die personelle Zusammensetzung der Redaktionen und der Inhalte der jeweiligen Periodika kommentiert zusammengefaßt und herausgearbeitet. Diese mit ausführlichen analytischen Registern versehenen Bibliographien sollen für die Erforschung der frühen iranischen Moderne erstmals einen gezielten und effektiven Umgang mit dem unfangreichen Medium Presse ermöglichen und inhaltliche wie formale Entwicklungslinien aufzeigen.