Bierkeller und Brauereien im Bamberger Land

Eine sozial- und kulturgeographische Untersuchung zur kulturellen Bedeutsamkeit, zu Regionalität und Netzwerken

Im Rahmen eines Forschungsseminars im Modul M4 „Raum, Gesellschaft, Kultur“ des Masterstudiengangs Sozial- und Bevölkerungsgeographie führten Studierende zwischen April 2015 und März 2016 eine von Prof. Dr. Marc Redepenning und Sebastian Scholl (M.Sc.) angeleitete sozial- und kulturgeographische Untersuchung zur kulturellen Bedeutsamkeit, zu Regionalität und Netzwerken der Bierkeller und Brauereien im Bamberger Land durch. Der Fokus lag dabei auf der regionalen Bierkultur in Stadt und Landkreis Bamberg (siehe Karte 1). Anlass der Studie war der 500. Jahrestag des bayerischen Reinheitsgebots im Jahr 2016. Die Erhebung erfolgte dabei in enger Kooperation mit der Wirtschaftsförderung des Landkreises und den Privaten Brauereien Bayerns e.V. 

Die Untersuchung hatte zwei Schwerpunkte: Einerseits die soziokulturelle Dimension des regionalen Bieres, vor allem als wichtige Dimension der regionalen Identität. Dieser Bereich wurde anhand von Nutzungsstrukturen, symbolischen Zuschreibungen sowie ortsbezogener Bedeutung der Bierkeller untersucht. Um repräsentative Ergebnisse zu erhalten, wurden insgesamt über 700 Besucher mehrerer Bierkeller unter der Woche und am Wochenende befragt, wobei genauer zwischen Naherholungssuchenden und touristischen Besuchern unterschieden wurde (siehe Karte 2). Der zweite Schwerpunkt umfasste die Strukturen und Organisationsformen der in Stadt und Landkreis ansässigen Brauereien selbst. Dabei standen vor allem Fragen der Regionalität der Produktion und Wertschöpfung, die Relevanz von Netzwerkstrukturen unter den Brauereien sowie die Unternehmensphilosophie im Mittelpunkt. Das zentrale Anliegen der Forschung lag in der Gewinnung von empirischen Daten über die Produktion von Bier, über die vielfältigen Nutzungs- und Organisationsformen sowie über die aktuellen Herausforderungen der Brauereien. Erfreulicherweise beteiligten sich über 80% der ansässigen Betriebe bei der standardisierten Befragung und lieferten in qualitativen Interviews mit über 50 Stunden aufgezeichneter Gespräche hochrepräsentative und eindrucksvolle Informationen.

Insgesamt zeigt das Projekt, wie über Bier- und Brauereikultur eine lokale Besonderheit (local distinctivness) und regionale Identität hergestellt wird. Dies gelingt jedoch nur, wenn tägliche Aushandlungen zwischen Konsumenten, Produzenten und Organisationen stattfinden. Die Ergebnisse verdeutlichen insbesondere die hohe Relevanz von kooperativem und auf Vertrauen basiertem Austausch, der den Erhalt der einzigartigen Kleinteiligkeit des Brauereiwesens in Bamberg ermöglicht.