Kinder-Werkstatt zur Römischen Kaiserzeit am Lehrstuhl für Alte Geschichte

Schüler:innen-Werkstatt zur römischen Kaiserzeit – Oder: Wer war eigentlich der beste Kaiser im antiken Rom?

Dieser Frage widmete sich die von Frau Dr. Caroline Kreutzer, Akademische Rätin am Lehrstuhl für Alte Geschichte der Otto-Friedrich-Universität Bamberg, gemeinsam mit Tobias Pohl, Fachschaftsleiter für Geschichte und PuG/ Sozialkunde am Gymnasium Alexandrinum in Coburg, organisierte Kinder-Werkstatt. Zwei 6. Klassen machten sich auf die nicht ganz so weite, aber doch abenteuerliche (Bahn-)Reise von Coburg zur Universität Bamberg. Mit Staunen und großer Begeisterung schnupperten die etwa 40 Schülerinnen und Schüler dort in einem Hörsaal erste Hochschulluft.

Zum Einstieg führte Dr. Caroline Kreutzer dialogartig in die römische Zeit allgemein und in das spezielle Thema des Tages ein: Die römische Kaiserzeit. Rund um die Fragen „Woher stammt das deutsche Wort ‚Kaiser‘?“ oder „Was waren eigentlich die Gründe für den Erfolg des römischen Reiches?“ stellten dabei die Schülerinnen und Schüler ihr bereits im Unterricht erworbenes Wissen unter Beweis und zeigten dabei besondere Begeisterung für den Aufbau und die Erfolge des römischen Heeres sowie den allseits bekannten, berühmt berüchtigten Gaius Iulius Caesar. Ob dieser jedoch überhaupt zur Riege der römischen Kaiserzeit gezählt werden sollte? Diese auch in der Forschung durchaus diskutierte Frage beantworteten die Teilnehmenden schließlich mit einem deutlichen ‚Nein‘. Dennoch oder gerade deswegen wurden Caesar und dessen zentrale Rolle für den Weg von der (späten) Republik zur Kaiserzeit (dem Principat) ausführlich besprochen. Im Anschluss trugen die Schülerinnen und Schüler Vorkenntnisse und Wissen über den ersten Kaiser Augustus (‚den Erhabenen‘) und dessen allmähliche Etablierung des römischen Kaisertums zusammen, auf den sich alle nachfolgenden Kaiser über Jahrhunderte hinweg beriefen. Daraus konnten dann auch Schlüsse auf die Fragen gezogen werden, wie man eigentlich römischer Kaiser werden konnte und welche Aufgaben ein solcher Kaiser eigentlich zu bewerkstelligen hatte.

Neben Caesar und Augustus wurden auch zwei weitere mehr oder weniger bekannte Persönlichkeiten eingeführt: Kaiser Nero, den – wenig überraschend – alle kannten, im Gegenzug zu Kaiser Trajan, unter dem das römische Reich seine größte Ausdehnung erreicht hatte. Beide galten bereits in der Antike als typische Beispiele für einen schlechten (Nero) und einen guten (Trajan) Kaiser – Letzterer wurde bereits in antiken (sogar zeitgenössischen) Quellen mit dem Terminus optimus princeps (‚bester Kaiser‘) betitelt. Anhand dieser beiden Kaiserpersönlichkeiten arbeiteten die Schülerinnen und Schüler schnell die allgemeinen Charakteristika vermeintlich guter und schlechter Kaiser heraus. Ein guter Kaiser müsse sich um das Wohl seines Volkes kümmern, die Grenzen zumindest sichern, im Idealfall erweitern und für Frieden sorgen. Im Gegensatz dazu müsse ein schlechter Kaiser sich nur mit sich selbst beschäftigen und so seine eigentlichen Aufgaben vernachlässigen.

 

Der zweite, praktische Teil, des gemeinsamen Nachmittags widmete sich der Frage, welche Möglichkeiten ein römischer Kaiser hatte, für sich und seine Politik Werbung zu machen und damit auch eine möglichst große Masse des Volkes zu erreichen? In Ermangelung moderner Medien (TV, Plakate, social media) griffen die römischen Kaiser auf andere bereits erprobte Bildmedien zurück: Münzen. Diese waren nicht nur Zahlungsmittel, sondern mitsamt ihren Bildern und Umschriften auch ein viel genutztes Mittel, um die eigene Person (wie auch das politische Programm oder die Kaiserfamilie) einem möglichst breiten Publikum nahe zu bringen. Die Aufregung bei den Schülerinnen und Schülern war allgemein groß, als sie sich nun in kleinen Gruppen mit antiken Münzen beschäftigen und sich dabei wie echte Numismatiker:innen fühlen konnten! Mit Linealen, Lupen, einem Fragenkatalog sowie einem Glossar ausgestattet, machten sich nun die Schülerinnen und Schüler freudig und motiviert ans Werk. Die sehr kreativen, wenn auch nicht immer ganz korrekten Beobachtungen – antike Münzen sind ohne Vorkenntnisse schwer zu interpretieren – wurden im Anschluss kurz durch einen Sprecher/ eine Sprecherin der jeweiligen Gruppen dem Plenum präsentiert. Die Ergebnisse konnten sich durchaus sehen lassen.

 

Zum Abschluss stellten sich die Schülerinnen und Schüler nun der schwierigen Aufgabe, anhand des neu Gelernten den für sie vermeintlich besten Kaiser zu wählen. Zur Auswahl standen Augustus, Nero und Trajan. Dabei diente der vermeintlich aus der Antike überlieferte ‚Daumen-Gruß‘ als Mittel der Abstimmung. Die Mehrheit des Plenums schloss sich nach Abwägen aller gesammelten Informationen dem antiken Votum an und kürte den bis dato unbekannten Kaiser Trajan zum optimus princeps. Diesem wurde dann auch der sinnbildliche Lorbeerkranz verliehen (siehe Photo).

 

Nach diesem krönenden Abschluss gingen drei abwechslungsreiche und spannende Stunden zu Ende, die allen Beteiligten großen Spaß bereitet haben. Für die Schülerinnen und Schüler war der Nachmittag hochspannend und informativ: Sie hatten die Gelegenheit, die in den Unterrichtsstunden nur knapp und oberflächlich behandelten Themen zu vertiefen, sich mit Quellen in Gestalt von Münzen eigenständig auseinanderzusetzen und dabei spielerisch zu erfahren, mit welchen Methoden – hier an einem wundervollen wie zauberhaften Beispiel vorgeführt – der/die Althistoriker:in zu seinem Wissen gelangt.

 

Im Nachgang erschien es fast so, als seien die Schülerinnen und Schüler erst zu Nachwuchswissenschaftler:innen geworden, um dann, in der praktischen Tätigkeit, in die römische Antike einzutauchen – und dabei zu vergessen, dass es „nur“ Münzen sind, die sie untersucht hatten. Münzen aber, die einem Schlüssel gleichkamen, einem Schüssel, der eine Tür in eine andere Welt geöffnet hatte …

 

Mit Sicherheit wird die ‚Kinder-Werkstatt‘ auch in den kommenden Schuljahren die Schülerinnen und Schüler in ihren Bann ziehen und sie für einen Nachmittag in die antike Welt Roms entführen. Ein magischer Moment, der erst ein Lächeln ins Gesicht zaubert – hoffentlich dann aber auch die Leidenschaft entfacht, sich irgendwann später mit dem zu beschäftigen, was man an diesem Nachmittag ausschnitthaft erfahren hat.