Geländepraktikum Landkreis Wunsiedel im Fichtelgebirge 2018

Im Sommersemester 2018 fand vom 22. bis 25.05.2018 eine vom Lehrstuhl für Geographie I (Kulturgeographie) veranstaltete und von Dr. Sebastian Scholl und Raphael Singer (M.A.) durchgeführte Geländeübung in den Landkreis Wunsiedel im Fichtelgebirge statt. Im Fokus der Exkursion standen Fragen der Regionalentwicklung.

Zielsetzungen war der Fokus auf Regionalentwicklungsprozesse unter lokalen Bedingungen von Strukturwandel und Demographischen Wandel. Diese sollten aus unterschiedlichen Perspektiven und konkret, unter Bezugnahme von Expertengesprächen vor Ort, beobachtet werden.

Die Studierenden trafen etwa Herrn Rainer Denndörfer, CEO des mittelständischen Unternehmens BD Sensors in Thierstein. BD Sensor hat sich auf individuelle Lösungsstrategien für Druckluftsysteme spezialisiert und ist auf dem Weltmarkt mitführend. Beim Termin wurde deutlich, wie sich ökonomische Globalisierung auch in eher ländlich, peripheren Regionen zeigt. Als wesentliche Standortvorteile wurden die verkehrsgünstige Lage und die Nähe zur Tschechischen Republik, aber auch die Möglichkeiten der räumlichen Expansion eines Unternehmens, aufgrund von einer geringer bebauten Umwelt und niedrigen Bodenpreisen im Vergleich zu urbanen Agglomerationsräumen, genannt.

Mitarbeiter*innen des Landratsamtes gaben Einblicke in die politische Gestaltung des Landkreises. Hierbei wurden vor allem sogenannte weiche Steuerungsinstrumenten zur Regionalentwicklung, wie Regionalmanagement und Image-Kampagnen, vorgestellt und deren Funktionen zur Steuerung von Regionalentwicklung diskutiert.

Der stellvertretende Geschäftsführer der EUREGIO EGRENSIS, Alexander Dietz, zeigte den Studierenden Herausforderungen und Chancen einer Plattform für grenzüberschreitenden Austausch auf. EUREGIO EGRENSIS ist eine Einrichtung im Grenzgebiet zwischen Bayern, Böhmen, Sachsen und Thüringen, mit Sitz in Marktredwitz. Die Ausführungen verdeutlichten, wie Regionalentwicklungsprozesse auch das überwinden nationalstaatlicher Grenzen mitumfassen, um Potenziale im gegenseitigen Nutzen zu bündeln.

Herr Stephan Göcking, erster Bürgermeister der Kleinstadt Arzberg, Einschätzungen hinsichtlich Strukturwandel und Demographischen Wandel aus der Perspektive der Kommunalpolitik wieder. Arzberg war stark von Strukturwandel und Schrumpfungsprozessen betroffen, nahezu zeitgleich schlossen vier Produktionsstätten der Porzellanindustrie bis Mitte der 1990er Jahre. Entsprechende Folgewirkungen waren etwa die monetäre Limitierung der Handlungsspielräume für die lokale Politik, der Rückgang von Arbeitsplätzen, Abwanderung und Leerstand. Dennoch ergeben sich hierbei auch Handlungsräume. Mit der Akquise von Fördermitteln und der Erarbeitung eines integrierten Stadtentwicklungskonzepts setzte Arzberg auf die Innenentwicklung, u.a. in den Handlungsfeldern Infrastrukturen, Wirtschaftsstandorte, Wohnstandorte sowie Flächen- und Gebäudemanagement. So konnte etwa ein Leerstandsmanagement, Revitalisierungen von Brachflächen, gezielte Rückbauten sowie die Errichtung eines Bürger- und Landschaftsparks umgesetzt werden.

Neben einem Besuch des Porzellanmuseum Porzellanikon in Selb endete die Exkursion mit einer Beobachtungsaufgabe der Studierenden, die eigenständig und problemorientiert zu den während der Exkursion erkundeten Handlungsfeldern der Regionalentwicklung am Beispiel der Innenstadt Selb forschten.