Geländepraktikum Südafrika

Vom 27.02. bis zum 12.03.2017 führte der Lehrstuhl Geographie I eine Exkursion nach Südafrika durch. Auf der Route von Port Elizabeth entlang der sog. Garden Route nach Kapstadt wurden zahlreiche kultur- und sozialgeographische Aspekte bearbeitet, die sich insbesondere aus der politischen Umsetzung der Ideologie der Apartheid sowie der formal-politischen Lockerung und der Auflösung der Apartheid seit den späten 1980er Jahren ergeben. Der heute erkennbare wirtschaftliche Aufstieg Südafrikas ist bspw. durch eine hohe Ressourcenabhängigkeit und Exportorientierung der Landwirtschaft und touristische Öffnung bedingt. Gleichzeitig sind soziale wie räumliche Ungleichheiten weiterhin stark ausgeprägt; sie prägen das landschaftliche und urbane Bild Südafrikas und äußern sich bspw. in einem der weltweit höchsten Gini-Koeffizienten sozialer Ungleichheit (0,62) sowie einem niedrigen Human Development Index (0,66).

Ein wesentliches Ziel der Exkursion bestand darin, unterschiedliche kultur- und sozialgeographische Facetten sowie ausgewählte gegenwärtige Herausforderungen der südafrikanischen Gesellschaft auch unter Einbezug der Sicht der Bevölkerung sowie aus der Perspektive einzelner Expertinnen und Experten der Praxis und Wissenschaft zu diskutieren und nachzuvollziehen. Deshalb wurden insb. knapp ein Dutzend Termine mit dieser Expertise durchgeführt – knapp 30 Personen haben mit ihrem Wissen, ihren Fragen und ihrer Kritik dabei die Exkursion bereichert.

Begonnen wurde die Exkursion etwa mit Fragen der innerstädtischen Revitalisierung durch zivilgesellschaftliche Initiativen. Am Beispiel sog. special rating areas von Port Elizabeth konnte gezeigt werden, wie solche Vorhaben einerseits zu einer höheren Sicherheit und materieller Aufwertung innerstädtischer Wohnviertel beitragen, andererseits jedoch mit Exklusions- und Verdrängungstendenzen für die ärmere und damit häufig auch schwarze innerstädtische Bevölkerung einhergehen. Am Beispiel des Ortes Knysna diskutierten die Studierenden u.a. weitere Herausforderungen der Stadtentwicklung. Bei einem Gespräch mit der Stadtverwaltung erhielt die Exkursionsgruppe zunächst Einblicke in die formale Organisation der südafrikanischen Raumplanung. Anschließende Diskussionen thematisierten etwa die spezifischen Herausforderungen der Stadtverwaltung, die im Rahmen von Formalisierungsprozessen informeller Siedlungen auftreten. Die Entwicklung der häufig exportorientierten Landwirtschaft unter den aktuellen Bedingungen des Wassermangels ist in der Region um Robertson beobachtet worden, wobei insbesondere ökonomische, soziale und kulturelle Fragen rund um den Anbau von Sonderbaukulturen wie Wein und Oliven aufgezeigt und kritisch diskutiert wurden. Ein dreitägiger Aufenthalt in der Metropole Kapstadt bildete den Abschluss der Exkursion. Hier standen Fragen der innerstädtischen Aufwertung und Verdrängung von sozialen Gruppen, der Kreativszene, des Nachhalls von räumlichen Strukturen der Apartheid (insb. Townships) sowie des sog. Waterfront Developments im Mittelpunkt von Gesprächen mit ExpertInnen aus Wissenschaft und zivilgesellschaftlichen Gruppierungen.